Das Phänomen der verschwindenden Ghoule
Genova, 29 April 1998
Zu Beginn der Nacht gehen Alberto und Ulrich jeweils alleine ihrem unstillbaren Durst nach Blut nach. Ulrich verlässt sich dabei auf die relative Sicherheit seines Hotels und greift auf seine Herde von ahnungslosen Hotelgästen zurück. Ihm dämmert, dass zu häufiges Trinken die Gefahr von Gerede und Gerüchten birgt, ignoriert die Stimme in seinem Hinterkopf allerdings genüsslich. Alberto zieht wie gewohnt durch die Nachtklubs, auf der Suche nach Schönheiten, die er abblitzen lassen kann und der ein oder anderen, deren Blut er schmecken will.
Währenddessen verfolgt Enrico seine eigene Agenda und beschattet Uberto Tratiovici, Chef Entwickler bei Fiat, der anlässlich der diesjährigen Ligurischen Automobilmesse im Hotel “Frutti di Mare” abgestiegen ist. Geduldig wartet Enrico ein abendliches Geschäftstreffen ab und folgt Uberto dann auf sein Zimmer. Auch dort wird seine Geduld weiter auf die Probe gestellt, da Uberto zuvor noch eine Flasche Weisswein auf’s Zimmer bestellt hat.
Trotz des drängenden Murren seines Biests kommt und geht auch erst noch der Page mit dem Wein bevor Enrico Uberto attackiert und ihn an den Rand der Bewußtlosigkeit austrinkt. Enrico durchwühlt das Hotelzimmer auf der Suche nach allem, was ihm einen Griff an Uberto gibt. Er notiert Termine und Orte, ist aber ein wenig frustriert nicht die Vortragsunterlagen für die Messe zu finden.
Albertos Zug um den Block ist diese Nacht kurz ausgefallen und er nutzt die Zeit bis zum gemeinschaftlichen Treffen im Elysium, um Rahimad aufzusuchen. Vor dessen Geschäft fällt Alberto ein parkendes Auto mit behördlichem Kennzeichen und drei Männern in dunklen Anzügen auf. Drinnen bittet Rahimads Angestellter Alberto um etwas Geduld, da sein Herr gerade Besuch habe.
Nachdem der angebliche Besuch gegangen war, traf sich Alberto mit Rahimad in dessen Geschäftsräumen oberhalb des Ladens. Alberto hatte niemanden das Geschäft verlassen gesehen, ihm war aber aufgefallen, wie Rahimads Angestellter einmal ohne ersichtlichen Grund vor den Laden auf die Straße ging. Alberto versuchte von Rahimad ein wenig Aufschluss über den Besuch bei seiner Assistentin Simona Bondoni zu erhalten. Gerade die Möglichkeit, ob Vampire oder andere Wesen Ghoule spüren, ja gar riechen können, faszinierte Alberto. Rahimad erklärte, dass Vampiren - selbst jenen mit Auspex - diese Fähigkeit versagt sei, er aber gerne helfe, falls die Gruppe Gegenstände des ominösen Besuchers in die Finger bekommt.
Später trifft sich die Gruppe im Elysium. Ulrich bittet um dauerhafte Unterstützung in seiner Mafia-Unternehmung und ist sich sicher, dass jeder dabei auch auf seine Kosten käme. Die eher bissige Nachfrage von Enrico, was er denn für die Hilfe bekommt, stößt die interessante aber kurze Diskussion an, was seine Ziele für die Existenz als Vampir sind. Insgesamt ist die Zustimmung zu Ulrichs Bitte von Seiten Albertos und Enricos eher verhalten. Gemeinsam planen die drei die nächsten Treffen mit Filipo Correnotti und wie man ihn blutbindet sowie die Kontaktaufnahme mit dem Invictus Daeva Visconti-Mera. Für ersteres besorgt Alberto eine Wohnung, Visconti-Mera will man auf neutralem Boden im Elysium treffen.
Für die weitere Nacht besprechen Enrico, Alberto und Ulrich auf welche Weise sie die Nachforschungen bezüglich der Ghoule vorantreiben können. Die jüngste Spur ist das Verschwinden der Anhängerin Simon Depauls, daher vereinbart Albert ein Treffen mit eben diesem. Enrico erkundigt sich derweil bei Ulrich, welche Möglichkeiten sich einem mit Dominate eröffnen. Seine Rache an Uberto im Hinterkopf fragt er Ulrichs Hilfe bei der Beeinflußung eines Menschen an.
Das Treffen mit Simon findet in einer Alternative-Kneipe nahe des Universitäts-Campus statt. Innen bietet der Ort eine Mischung aus schlicht und szenetypisch heruntergekommen, dazu junges Studentenpublikum bei Gitarrenmusik. In einer Sitzecke, auf einem kleinen Absatz erhöht im hinteren Teil der Kneipe, wartet der charismatische Carthian und selbsternannte Kultanführer auf die drei Vampire.
Simon gibt sehr bereitwillig Auskunft und beteiligt sich an den Spekulationen über die Hintergründe des Phänomens. Natalie, seine Jüngerin, hat von einem Treffen mit einem Mann namens Garibaldi berichtet. Ein schneller Abgleich von Alter und Aussehen bestätigt, dass es sich hier ebenfalls um den rätselhaften Besucher von Albertos Assistentin handelt. Natalie, so erklärt Simon, war seit etwa einem Jahr in seinem Kult und ein sehr viel versprechendes Mitglied. Wie die Gruppe bereits weiß, wohnt sie in einer Studentenunterkunft und studiert an der Universität Geschichte. Das Natalie sich vom Kult losgesagt hat, hält Simon für völlig unsinnig. Für Ulrich ist das hingegen eine schlüssige Erklärung, sie hat von Garibaldi das Angebot erhalten, sich loszusagen und eventuell gar vom Blutband zu lösen, und dann auch angenommen.
Nach den Informationen zu Natalie will die Gruppe noch ihre Wohnung untersuchen. Ihr Zimmer im Wohnheim ist spartanisch eingerichtet, aber es gibt keine Anzeichen für eine überhastete Flucht oder gar einen Kampf. Natalies persönlichen Dinge sind ebenfalls noch dort. Eine oberflächliche Durchsuchung fördert einige Hinweise zu Tage. Im Telefon ist noch eine Nummer bei Wahlwiederholung gespeichert. Auf einem abgerissenen Block daneben lassen sich die Nummer Garibaldis (bekannt von Albertos Assistentin) und eine Adresse wiederherstellen. Zudem notiert die Gruppe sich Natalies Nummer. Zwischen den Büchern und anderen persönlichen Dingen finden sich eine Vielzahl Notizen, teils Zeilen aus Songs, teils Verse aus altgriechischen und lateinischen Gedichten, aber auch Gekritzel von Natalie. Thematisch zeichnen diese Fragmente ein düsteres, trauriges Bild, häufig wird der Tod erwähnt, manchmal auch die Aussicht, dem zu entkommen.
Die Gruppe hat genug gesehen und geht ohne großes Aufsehen durch das nächtliche Wohnheim. Einige Bewohner sind noch wach, manche bevölkern auch noch die Flure - sind jedoch meist mit sich selbst beschäftigt. Im großen Foyer, in der Ecke unterhalten sich drei junge Studenten, werden Alberto, Enrico und Ulrich überrascht. Ein urtümliches Gebrüll, wie das Fauchen oder Brüllen einen großen Raubtiers, zerreißt die Nacht. Von Biest zu Biest herausgefordert, spürt Alberto wie die Raserei ihn umfängt und drängt sie mit eisernem Willen zurück. Unbewusst hatte er in dem Bruchteil eines Augenblicks bereits seine Fänge entblößt und das sonst so charismatische Gesicht zu einer aggressiven Fratze entstellt.
Ein Blick auf die Studenten macht der Gruppe klar, dass die Sterblichen von alle dem nichts mitbekommen haben. Was immer dort draußen lauert, hat es auf die Vampire abgesehen.