Henrys Bericht

Ich habe mich ja schon länger nicht mehr gemeldet, ich weiß, aber ich hatte viel zu erledigen in den letzten Tagen. Mein Butler ist aus England gekommen und ich musste mich um seine Einbürgerung kümmern. Hat mich zwar ein wenig gekostet, aber die Bestechlichkeit der italienischen Behörden ist ja bekanntlich legendär.

Während ich mich um die Einbürgerung gekümmert habe, waren die anderen drei, ich glaube es war in der Nacht vom 30. April auf den ersten Mai, auf dem Campus unterwegs. Scheinbar sind die drei dort allerdings in das Gebiet eines anderen Übernatürlichen eingedrungen. Das warnenden Heulen als die drei die Universität verlassen wollten, sollte wohl nur den Vampiren gelten, denn die drei Studenten die sich in der Eingangshalle herumdrückten schienen nicht beeindruckt und waren viel mehr daran interessiert, was die Fremden dort zu suchen hatten.

Nachdem Alberto ihnen auftischte, dass er ein sexuelles Verhältnis mit einer Studentin habe, zogen die Halbwüchsigen ab, allerdings nicht ohne ein Foto zu schießen. Ahnungslose Dummköpfe. Währenddessen kämpfte Enrico, zum Glück für die Studenten nicht sichtbar, mit seiner Bestie um seine Selbstkontrolle. Wenn die Studenten wüssten, wie knapp sie mit dem Leben davon gekommen sind, würden sie wahrscheinlich direkt in der nächsten Kirche eine Kerze anzünden und dem Allmächtigen danken.

Enrico konnte sich glücklicherweise gegen seine Bestie behaupten. Aufgewühlt von diesem Ereignis begab sich er zurück ins Kapitelhaus um zu erfahren, was es mit dem Geheul auf sich hat. Seine erste Anlaufstelle, Jaccomo verwies ihn auf den Großen Drachen, da er auch keine Erklärung für den Vorfall hatte. Der große Drache hatte zwar auch keine hundertprozentige Antwort allerdings einige Vermutungen.

So könne wohl ein mächtiger Kainit die Bestie in einem anderen Vampir anrufen und aufrütteln. Eine interessante Vermutung wie ich finde. Legt auch irgendwie nahe, dass dort auf dem Campus wohl jemand anderes das Sagen hat. Da die Nacht fast vorüber war, verabreden sich die drei für die nächste Nacht im Elysium, um das weitere Vorgehen zu planen. Mich riefen sie am nächsten Abend ebenfalls an.

Wir trafen uns also in der nächsten Nacht im Elysium und einigten uns darauf, dass es das Beste wäre, bei den Dorias vorbei zu schauen um mit ihnen über das Verschwinden ihres Ghuls zu sprechen. Da es sich dabei um sehr alte Vampire handelt, muss natürlich die Form gewahrt werden und Alberto bat schriftlich um eine Audienz.

Da in dieser Nacht nicht mit einer Antwort zu rechnen war, beschlossen wir zu Garibaldi zu fahren. Seine Adresse war anhand der Abkürzungen aus Natalies Zimmer leicht zu finden. Dazu sollte es aber vorerst nicht kommen, da wir an Albertos Wagen eine Nachricht fanden. „Hab euch gestern an der Uni gesehen, wir müssen reden!“ stand auf dem Zettel. Auf der Rückseite eine Adresse von einer Trattoria und eine Uhrzeit.

Meine neuen Kräfte ließen mich den Verfasser der Nachricht erkennen. Obwohl es sich dabei um einen Sterblichen handelte, ließ mir die Art wie die Notiz geschrieben wurde einen Schauer über den Rücken laufen. Irgend etwas stimmte da nicht.

Wir entschlossen uns auf das Angebot einzugehen und begaben uns zu dem vorgeschlagenen Ort, einer kleinen Studentenkneipe in der Nähe der Uni. Der Verfasser der Nachricht, ich erkannte ihn sofort wieder, war pünktlich und wie bereits gedacht, ein Sterblicher. Er wollte Dario genannt werden und behauptete, für einen Vampir zu arbeiten, der über den Campus herrscht. Ich nutzte meine Fähigkeiten und fand heraus, dass er tatsächlich für einen Vampir arbeitet. Ein großer finsterer Geselle in einem langen, möglicherweise aus Haut hergestellten, Mantel.

Besagter Kainit wolle uns ein Geschäft vorschlagen. Wir sollten ihm mitteilen, was wir über das Ghulverschwinden herausfinden und dafür könnten wir uns auf dem Campus frei bewegen. Weiterhin bot Dario an, uns zu sagen wer Prof. Batticelli angegriffen hat, wenn wir ihm im Gegenzug mitteilen, was den Professor für den Orden so wichtig macht. Nach einigem hin und her sagten wir ihm, dass wir uns das überlegen werden und ihm unsere Antwort mitteilen werden. Er gab uns zu diesem Zweck eine Handynummer.

Im Anschluß an dieses Gespräch machten wir uns auf den Weg zu Garibaldis Wohnung. Da wir ihn nicht antrafen, beschlossen wir uns ein wenig in seiner Wohnung um zu sehen und brachen ein. Auf dem Treppenabsatz vor Garribaldis Dachgeschosswohnung fanden wir die verwirrte und verängstigte Natalie, den Ghul von Depaul. Natalie hat lange genug unter Vampiren gelebt und erkannte uns deshalb sofort. Sie fragte ob Simon uns geschickt habe, was wir vorerst verneinten.

Ich erfuhr, dass Garibaldi ein Ritual mit ihr veranstaltet hat, welches wahrscheinlich die Bindung zu ihrem Herren gelöst hat. Da wir so eine gelöste Person natürlich nicht gehen lassen konnten, machte ich telefonisch mit Jaccomo eine Adresse aus, wo wir sie vorerst hinbringen sollten. Alles weitere später…