Auf dem Großen Fluss
Nach der gefährlichen Reise über die verschneiten Eisenwaldberge erreichen Wolfhart, Helmar und Yerodin die kleine Stadt Isenbruck im Lehen der Baronesse Fejana von Isenbruck. Das Städtchen liegt am Großen Fluss in den östlichen Nordmarken, strategisch gut gelegen am Fuss des Eisenwaldspasses sowie an der wichtigsten Wasserhandelstrasse des Neuen Reiches. Der Flusslauf teilt die Stadt in zwei Hälften verbunden über eine solide Steinbrücke.
Die südöstliche Seite der Stadt ist dem schroffen Eisenwald zugewandt und wird von einem kleinen Steinwall und Torhaus geschützt, das dem Banner des Bergköniglich Eisenwalder Garderegiments als Unterkunft dient. Ebenfalls in diesem Teil Isenbrucks befindet sich der Umschlagehafen und die Flusshafenmeisterei, daher findet man für gewöhnlich diesseits des Flusses ein regeres Treiben und auch ein rauheres Völkchen.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, im Nordwesten der Stadt, ist die Bauweise sehr viel offener und ganz auf den großen Marktplatz in der Mitte ausgerichtet. Im Hinterland geht die Stadtgrenze über in die Bauernhöfe und Weinstöcke in den sanft ansteigenden Hügeln. Um den Brunnenplatz herum findet der Reisende neben einem großen Gasthaus, den Tempel der Travia, das Bürgermeisterhaus und das Stadthaus der Familien von Isenbruck.
Die drei Gefährten reiten in der Abenddämmerung in die Stadt ein und geradewegs auf die andere Seite zum Marktplatz und das Stadthaus der Baronesse zu. Dort werden sie von Digrim, Sohn des Dimgrosch, dem Seneschall der Familie in Empfang genommen. Leider hat der Erzzwerg keine weitere Nachricht von Fejanas Halbbruder, so dass sie beschließen am nächsten Morgen weiter zum Weingut zu reisen.
Das trutzige Weingut in den waldigen Ausläufern der Ingrakuppen erreicht die Gruppe gegen Mittag des nächsten Tages nach einigen Stunden ruhigen Rittes durch die winterlich schlafende Hügellandschaft. Die Hofverwalterin Jolenta Rebenblatt, eine ältere, stämmige Frau, begrüsst die Gefährten in ihrer freundlichen, aber bestimmten Art. Sie berichtet davon, dass seit der ersten Brieftaube noch ein Brief aus Harben vom Efferd-Tempel angekommen ist. Der Absender ist kein geringer als der Connar von Quintian-Quandt, Meister der Brandung vom Meer der Sieben Winde und damit hohen Geweihter der Efferd-Kirche.
Gemeinsam studieren Jolenta, Yerodin, Wolfhart und Helmar die sehr förmlich aufgesetzte Nachricht an die Baronesse, in der der Meister der Brandung von einem schiffbrüchigen, schwer verletzten Matrosen namens Hjalbin Strandsöm schreibt, der in Harben der Obhut des Efferd-Tempels übergeben wurde. Mühsam erfuhren die Geweihten von Hjalbin, dass er von der Morgenstern sei, die zusammen mit ihrem Schwesterschiff der Abendwind schwere Havarie erlitten hat. Über weitere Überlebende oder das Schicksal der Abendwind, dem zweiten Schiff aus Cillians Expeditions-Flottille ist hingegen zum Zeitpunkt des Briefes noch nichts bekannt. Nach kurzer Diskussion mit Jolenta beschliesst die Gruppe nicht mögliche weitere Nachrichten abzuwarten, sondern schnellstens nach Harben zu reisen, um dort die Nachforschungen aufzunehmen und fortzuführen.
Zurück in Isenbruck bemühen sich Helmar, Yerodin und Wolfhart um eine Schiffspassage in Richtung Herzogenstadt Elenvina, von wo aus die Strasse nach Harben führt. Im Hafen treffen sie auf Flusskapitän Ruad, der den Segler “Efferdsbraut” befehligt und gerade von Kunibert Bracken, Weibel der Flussgardisten, drangsaliert wird. Ruad und die Gruppe werden sich schnell einig und schlagen dabei dem unbequemen Weibel noch ein Schnippchen.
Am nächsten Morgen lernen die drei Gefährten ihre Mitreisenden auf der winterlichen Flussfahrt kennen: Ledolfo Fenapense, einen feisten Händler aus Grangor und Elene Koriana von Griffanshorst, eine junge Praiosgeweihte mit ernstem Gesicht auf Pilgerreise nach Elenvina. Die Fahrt entlang der Treidelpfade westwärts ist ruhig, aber aufgrund der kalten Verhältnisse nicht wirklich gemütlich. Als schließlich die Efferdsbraut die Opferschlucht erreicht, bemerkt man eine gewisse Anspannung bei der erfahrenen Mannschaft, die Fahrt geht langsamer voran und nachts wird unter Bewachung in den sporadischen Kiesbuchten geankert. Die berüchtigte Opferschlucht ist bestimmt von Stromschnellen durch enge, schroffe Schluchten und gilt gemeinhin als Unterschlupf von ruchlosen Flusspiraten und Räuberbanden.
Auf halber Strecke durch die Felsschluchten und peitschenden Strömungen macht die Schlucht ihrem Rufe alle Ehre als die Efferdsbraut hinzukommt als ein breiterer Lastkahn von Piraten überfallen wird. Der Kahn ist auf dem Kiesbett entlang des Flusses aufgelaufen und auf Deck werden gerade die Mannschaft und Passagiere zusammengetrieben. Trotz der Proteste des Händlers Fenapense schließen sich die drei Gefährten und der Kapitän der Meinung der Praiosgeweihten an, dort einschreiten zu müssen. In dem kurzen aber heftigen Kampf gelingt es die Piraten zurück zu drängen. Ein von Wolfhart der Anführerin entgegen geschleuderter Horriphobus veranlasst diese den Rückzug auszurufen, allerdings nicht ohne sich vorher noch zwei Geiseln zu sichern: den Kapitän des Kahns und einen kleinen Jungen.
Die drei Piraten, die die Flucht decken, werden blutig niedergestreckt, erkaufen ihren Kumpanen aber genug Zeit, um sich auf den schmalen Bergpfad, der oberhalb der Schlucht endet, zurück zu ziehen. Verletzt und das Leben der Geiseln vor Augen, stehen Wolfhart, Helmar und Yerodin vor der Frage, ob sie den Piraten in das unbekannte Terrain nachsetzen.