Abschied von Baliho: Neue Freunde - neue Feinde
Die Erleichterung über den Sieg ist uns allen anzumerken, doch schnell gewinnt die Vernunft wieder die Oberhand. Während ich noch weitere Beweise sicher stelle, Wolfhart sich aufmacht, um beim Vogt von Baliho Bericht zu erstatten und Hauptmann Emmerbinge weitere Wachen herbeiruft, erinnert sich Liasanya an den geheimnisvollen Ludo, der etwas über die untoten Wesen zu wissen schien.
Als sie das Haus verlässt, sieht sie eben diesen Mann, der die Szene beobachtet und sich ihr auf dem Weg ins Kaiserstolz anschließt. Im Gespräch bekennt er freimütig, ebenfalls den Metzenschnitter verfolgt zu haben. Er stellt sich als Ludo von Habichtshorst vor und erwähnt später Wolfhart gegenüber auf dessen Nachfrage, dass er Freiherr von Tirandur sei. Die Baronie Tirandur liegt in der Grafschaft Misamund und ist nach dem Verschwinden der von Habichtshorst der Familie Elfswaiden zugefallen.
Im Gespräch mit Liasanya gibt er sich als erfahrener Jäger der Kreaturen aus, mit denen wir es hier wohl zu tun haben. Er weiß von Fredo in Anderath und behauptet gesehen zu haben, wie wir diesen vernichteten. Nach seiner Schilderung sind die Wesen keinesfalls Tiere, sondern ganz normale Menschen, die sich erst nach ihrem Tode durch einen zwölfgöttlichen Fluch wandeln. Aus diesem Fluch resultiert auch die besondere Schwäche eines jeden dieser Wesen, etwa die Angst Fredos vor Praios‘ Licht. Die Wesen rauben ihren Opfern die Lebenskraft, meist durch Trinken des Blutes. Deshalb nennt Ludo die Blutsauger nach einem alten bosparanischen Wort auch „Vampire“. Manche der Opfer erheben sich nach ihrem Tod ebenfalls als Vampir. Auf die Frage nach dem Ursprung dieser Wesen verweist er uns auf den Borontempel in Altnorden, wo es eine Abschrift des Schwarzen Buches geben soll.
Ludo hat nach eigenen Angaben bereits mehrere „Vampire“ zur Strecke gebracht, hält die Plage in Weiden aber für außergewöhnlich, da die Wesen sonst nur vereinzelt auftreten.
Wir treffen alle im Kaiserstolz und Orkentod zusammen und vereinbaren mit Ludo ein Treffen in Altnorden, wohin uns die Reise als nächstes führen wird, wenn wir den Hinweisen Waldemars folgen. Entsprechend weisen wir Boril an, sich auf die Abreise am nächsten Morgen vorzubereiten.
Uns allen fällt abends ein Mann auf, der beim Angriff auf die Zwergin Orima, Tochter der Garescha Wache gestanden hat, ein Handlanger Boswitz‘. Dieser unterhält sich an der Theke des Kaiserstolz mit Boril, der ihm bereitwillig Auskunft über unsere Abreise gibt. Nach den Strapazen des Tages hat keiner mehr die Geistesgegenwärtigkeit Verdacht zu schöpfen, oder kann es sein, dass wir ob der schnellen Erfolge der letzten Tage etwas überheblich werden?
Am nächsten Morgen stehen wir alle noch bei Dunkelheit auf. Irgendwann fällt uns auf, dass Boril ungewöhnlich lange zum anspannen der Pferde benötigt und wir beschließen, draußen nachzusehen. Als wir den Platz mit der alten Eiche betreten, geschieht etwas Ungewöhnliches: Wolfharts Auge erwärmt sich und seine Wahrnehmung verändert sich – wie in Trance bewegt er sich auf den alten Baum zu und überquert den Platz. Ich halte ihn auf, und er erwacht aus seiner Verwirrung. Später berichtet er, die veränderte Vision habe ihn an einen Analysis-Zauber erinnert. Was immer das bedeutet – keiner von uns fragt nach, da wir mit seinen umständlichen Erklärungen doch nichts anfangen könnten.
Auf dem Weg zum Stall erwarten uns fünf Männer, darunter der Schläger Grorthin Helmisch, die Boril niedergestreckt haben, so dass dieser jetzt aus einer Kopfwunde blutend im Schnee liegt. Die Männer drohen uns eine „Abreibung“ an, da wir Boswitz zum wiederholten Male in die Suppe gespuckt haben, indem wir die Zwergin retteten, sind aber bereit, uns gegen eine Bezahlung gehen zu lassen. Wir lassen uns nicht darauf ein und setzen uns mit Magie zur Wehr, die die Schläger zunächst in die Flucht schlägt, doch als ich den verletzten Boril in Sicherheit bringen will, kommen die Schurken noch einmal zurück und ein Kampf entbrennt. Es gelingt uns schließlich, die Angreifer in die Flucht zu schlagen oder kampfunfähig zu machen, und da Boril nicht ernsthaft verletzt ist, nehmen wir wie geplant unsere Reise nach Altnorden auf.