Ereignisse auf Arras de Mott

Kloster Arras de Mott, 7. Rondra 1016BF

Es ist der Morgen des siebten Rondra als Hüter Emmeran uns von einem weiteren Vorfall berichtet und uns bittet mit ihm zu kommen. Schnellen Schrittes führt er uns auf direktem Wege zu den Kleintierställen, wo wir uns ein Bild des Übels machen können. Sämtliche Hühner in dem Stall sind tot und es wird schnell klar, dass nicht ein Wolf oder Fuchs dafür verantwortlich ist, sondern, dass die Tiere vergiftet wurden. Wir finden Überreste von kleinen braunen Kugeln, vermutlich Rattengift, in dem verstreuten Futter, als auch in dem geöffneten Futtersack. Wir erfahren, dass die drei Novizen Efferdin, Larissa und Serkia für die Ställe verantwortlich sind. Wer genau die Tiere gefüttert, kann Hüter Emmeran nicht sagen. Für die Einteilung der einzelnen Arbeiten sind die Novizen selbst verantwortlich. Das Rattengift könnte aus dem Bestand von Bruder Ucurius stammen. Wir beschließen die Novizen, sowie den Apothekarius zu befragen. Auf die Frage, ob die Hühner einen herben Verlust für die Versorgung der Brüder darstellen, kann Hüter Emmeran uns mitteilen, dass die Tiere für das Richtfest des Tempels bestimmt gewesen waren und somit die Grundversorgung nicht gefährdet ist.

Bruder Ucurius, der Apothekarius, ist im Hospital des Klosters zu finden. Er ist mit der Versorgung der Verletzten beschäftigt, nimmt sich aber Zeit mit uns zu sprechen. Wir sprechen ihn direkt auf das Rattengift an und ein kurzer Blick ins Regal bestätigt unsere Vermutung. Der Beutel mit dem Rattengift ist verschwunden. Wir mutmaßen zusammen mit dem Bruder, wer denn als Dieb in Frage käme, doch da das Hospital auch während der Abwesenheit des Mönchs nicht verschlossen ist, kann so gut wie jeder den Beutel genommen haben. Auf die Frage hin, welcher der Novizen denn in der fraglichen Zeit im Hospital gewesen ist, berichtet er, dass Novize Efferdin und Novizin Larissa im Hospital waren. Efferdin habe etwas überbracht und Larissa hat bei der Versorgung geholfen. Novizin Serkia war seines Wissens nicht im Hospital, obwohl Bruder Ucurius es, von den drei Novizen, am ehesten eben dieser zugetraut hätte.

Wir beschließen die Novizen aufzusuchen und direkt nach dem gestrigen Ablauf zu fragen. Serkia berichtet uns, dass Larissa und Efferdin mit der Fütterung der Tiere betraut waren und von Efferdin erfahren wir, dass Larissa die Tiere gefüttert hat und er selbst die Ställe gesäubert hat. So richtig hilft uns diese Information nicht weiter, da selbst wenn Larissa die Tiere gefüttert hat, immer noch jeder das Futter hätte vergiften können. Weil wir allerdings immer noch vermuten, dass der Drahtzieher dieser Vorfälle, magisch begabt sein muss, überlegen wir, wie man, angefangen bei den Novizen, eine magische Untersuchung vornehmen könne.

Die daraus entstehende Diskussion ist wieder mal typisch für meine Freunde. Emmeran, dessen Glaube dem meinigen so fremd ist, interessieren die Gebote der Zwölf überhaupt nicht und auch die Regeln der Brüder hier im Kloster sind ihm egal. Er versucht Wolfhart zu überreden, die Regel, dass innerhalb des Klosters nicht gezaubert werden darf, zu brechen und sofort mit der Analyse zu beginnen. Wolfhart äußert Unbehagen, da er eine Bestrafung fürchtet. Mit einem Blick zu mir wirft er dann auch noch schnell ein, dass diese Vorgehensweise natürlich, abgesehen von der zu erwartenden Strafe, nicht richtig sei. Mit der Bezauberung von hochrangigen Praiosgeweihten außerhalb der Klostermauern hat er allerdings kein Problem.

Emmeran lässt aber nicht locker und einige Sätze später verwirft Wolfhart seine zuvor geäußerten Prinzipien schnell wieder. Als die beiden mit der Ausführungsplanung beginnen wollen, muss ich dann doch wieder ermahnend eingreifen und sie an die zwölfgöttlichen Gebote erinnern. Auch wenn mir klar ist, dass es ein schwerer und fast unmöglicher Weg ist, Emmeran zum rechten Glauben zurück zu führen, hatte ich doch gehofft, dass wenigstens bei Wolfhart, Schritte in die richtige Richtung zu erwarten wären. Leider gibt es dann immer wieder Momente, in denen er in seine alten Muster zurück fällt. Letztlich bleibt uns keine andere Möglichkeit als auf eine günstige Gelegenheit außerhalb der Mauern zu warten.

Wir werden aus unserer Diskussion gerissen als im Hof des Klosters ein Tumult entbrennt. Wütende Schreie des Vorarbeiters Jandrim, dass ihm jemand den Irren vom Hals schaffen soll, lassen uns ins Freie eilen. Mit dem Irren ist natürlich Arthag gemeint, der, wie wir nach einigem Drängen von Kagrim erfahren, plötzlich mit klarem und festen Rogolan von einem gefräßigen roten Mondauge, Wirbeln des Regenbogen und einem Wagen der Schwärze am Himmel des Wahns gesprochen hat. Dies Gerede hat Jandrim so erschreckt, dass er ausgerastet ist und Arthag von nun an nicht mehr auf seiner Baustelle sehen will. Wir beruhigen den aufgebrachten Vorarbeiter und beschließen, in ruhiger Stunde nochmals mit ihm über Arthag zu sprechen.

Nach diesem Vorfall bringen wir unseren zwergischen Patienten vorerst in unserem Dormitorium unter und da es zu den Aufgaben des Wachpersonals gehört auch ein wenig zu patrouillieren, machen wir uns anschließend auf den Weg in das Handwerkerlager außerhalb des Klosters. Vielleicht treffen wir dort ja auf einen der Brüder, den wir dort auf mögliche Magieeinflüsse prüfen können. Das Lager ist zu der Tageszeit allerdings fast leer, nur ein paar Handwerker sind anzutreffen, die gerade ein wenig von der Arbeit pausieren.

Als wir uns auf den Rückweg machen wollen, werden wir von den Handwerkern auf ein herrenloses Pferd aufmerksam gemacht, welches in einiger Entfernung den Weg entlang getrabt kommt. Schon aus dieser Entfernung ist zu erkennen, dass es sich dabei um ein Reitpferd handelt. Wir beeilen uns, dass Pferd einzufangen, welches nun auch vom Kloster aus bemerkt wurde. Fast zeitgleich mit dem Gelingen des Einfangens, erreichen uns Kuwim, Bruder Emmeran und Novizin Larissa. Eine Gelegenheit, welche Wolfhart auch gleich nutzt und feststellt, dass keiner der drei eine magische Begabung aufweist.

Wir machen uns daran, dass Pferd zu untersuchen. Es trägt noch die Satteltaschen, sieht aber so aus, als wäre es schon einige Tage ohne Reiter unterwegs. In der Satteltaschen finden wir, neben dem Üblichen, das Buch „ Wunderbare Heilung ohne Wunder“ und eine Reiseauflage der „Enzyklopaedia Magica“. Weiterhin eine silberne Schale, einen in Samt eingeschlagenen schwarzen Fingerkuppen großen Splitter in einem kleinen Kästchen, eine silberne Schale und eine Phiole.

Als Novizin Larissa das Brandzeichen des Pferdes untersucht, erkennt sie darin, das Pferd eines Magisters aus Donnerbach, der schon einige Male an dem Kloster vorbei gekommen ist. Sein Name ist Emmerich von Falkenstein vom Sacer Ordo Draconis aus Donnerbach. Aufgeregt über die Entdeckung schlägt Larissa vor, einen Suchtrupp auszuschicken um dem armen Mann zu helfen. Wir sichern ihr zu, darüber nachzudenken. Wenn die Klosterbrüder und Schwestern wüssten, dass die einzig wirkliche Chance den Magister zu finden, der Besen einer unter ihnen weilenden Hexe ist, so hätten sie wohl diesen Vorschlag nicht gemacht.

Am gleichen Abend bekommen wir überraschend Besuch im Dormitorium. Hüter Quanion, der Bibliothekarius und Hüter Bormund, der Skriptenmeister, klopfen an unsere Tür und Hüter Bormund verlangt umgehend die bei dem Pferd gefundenen Bücher zu inspizieren. In barschem, äußerst unangemessenem Ton, weist er uns darauf hin, dass diese Bücher beschlagnahmt werden müssen. Hüter Quanion wiegelt, nachdem er sich die beiden Bücher angeschaut hat, allerdings ab und kann auch seinen Mitbruder davon überzeugen, dass die Werke unbedenklich sind und keiner Beschlagnahmung bedürfen. So ungebührlich und herablassend wie sich Hüter Bormund jetzt schon zum zweiten Mal aufgeführt hat, wird es wohl nicht das letzte Mal sein, dass wir mit ihm aneinander geraten.

Aus dem Reisetagebuch des Boron-Geweihten Ritter
Cordovan Boronar von Reuenhold vom Orden des heiligen Golgari