Memento moriendum esse!
Kloster Arras de Mott, 8. Rondra 1016BF
Wir informieren Quanion, dass wir um seine Sicherheit bangen und wir deshalb eine Wache vor dem Bergfried postieren. Während seines Aufenthalts in der Bibliothek soll er sich stündlich bei der Wache, in diesem Fall mir, melden. Weiterhin wird Wolfhart seinen Posten auf dem Gerüst des Tempels beziehen und Emmeran im Kloster patrouillieren.
Kurz nach der Nachtruhe entdecke ich eine Gestalt die gebückt huschend zu den Werkstätten schleicht. Die leicht untersetzte Gestalt trägt vermutlich eine Robe und die Bewegung und die hastigen Kopfbewegungen machen die Schuld dieses Sünders schon von weitem erkennbar. Wolfhart hat die Gestalt auch erkannt und klettert von seinem Gerüst. Nahezu gleichzeitig kommen wir an der Werkstatt an in der die Gestalt verschwunden ist. Von innen sind deutlich die Geräusche eines anbahnenden Liebesspiels zu vernehmen.
Ruckartig reißen wir die Tür auf und unterbrechen damit die aufwallende Lust der beiden Sünder. Entsetzt starren uns Bruder Tobur und die Schreinerin Andra an, während diese hastig versuchen ihre Kleider in Ordnung zu bringen. Ich habe genug gesehen und überlasse Wolfhart den Rest, um an meinen Posten vor dem Turm zurück zu kehren. Wie sich nachher herausstellt war das ein Fehler. Wolfhart nutzt die Gelegenheit schamlos aus und fängt an die beiden zu erpressen. Sie sollen dafür sorgen, dass Hüter Bormund und Hüter Quanion sich um die Mittagsstunde in das Handwerkslager begeben. Wie die Schreinerin und der völlig verängstigte Bruder das anstellen sollen, ist Wolfhart dabei völlig egal. Er verspricht nichts gesehen zu haben, wenn die beiden diese Aufgabe erledigen. Die beiden sind entrüstet, doch Wolfhart bleibt hart und verlässt die Werkstatt.
Als Andra das Kloster verlässt, wird sie von Emmeran, der von dem ganzen Drama in der Werkstatt nichts mitbekommen hat, entdeckt. Er folgt ihr bis zum Lager der Handwerker, wo sie in ihrer Hütte verschwindet. Als Andra nach einer Weile nicht mehr heraus kommt, macht Emmeran kehrt und kommt zu mir an den Turm um von der Entdeckung zu berichten. Ich kläre ihn auf was passiert ist und seinem Gesicht ist anzusehen, dass er furchtbar enttäuscht ist, dass nicht er es war, der die beiden erwischt hat.
Kloster Arras de Mott, 9. Rondra 1016BF
Beim morgendlichen Gang zur Kapelle werden wir auf Roglum aufmerksam. Er kommt hastig auf uns zu gelaufen und berichtet von einem weiteren Mord, der diese Nacht im Handwerkerlager passiert ist. Es hat Kagrim, Sohn des Doro, erwischt.
Emmeran und Wolfhart eilen zum Handwerkerlager, während ich bei Hüter Quanion bleibe um auf ihn aufzupassen.
Wie mir die beiden anschließend erzählten, kamen sie an das Zelt des Opfers, wo Ballasch und Kuwim Wache hielten. Im Zelt waren bereits Jandrim und der Maurer Gismond, der allerdings beim Eintreten der beiden das Zelt verließ. Auf dem Feldbett lag die blau angelaufene Leiche des Goldschmieds Kagrim, der sich, bis wir ihn wieder in das Dormitorium brachten, das Zelt mit Arthag teilte. Schnell fanden die beiden heraus, dass Kagrim erwürgt wurde und in den Händen des Leichnams konnte Wolfhart graue Barthaare sicherstellen. Auf die Routinefrage nach den Wachposten teilte Jandrim den beiden mit, dass Andra die erste Wache, Ingrom die zweite und Thoram die dritte hatte. Damit war klar, dass diese Nacht wohl niemand Wache gestanden hatte, den Andras Stelldichein mit Bruder Tobur musste während ihrer Wache geschehen sein. Die beiden befragten die Wachen einzeln und die Vermutung wurde bestätigt. Andra ist direkt schlafen gegangen und hat niemanden geweckt. Ingrom gab das auch unumwunden zu, Thoram allerdings versuchte sich durch lügen aus der Schlinge zu ziehen. Das deckten die beiden sehr schnell auf, doch anstatt, dass der Zwerg einknickte, wurde er wütend und wollte die Hütte in der die Befragung statt fand verlassen.
Emmeran, drohte dem Zwerg, dass es, wenn er jetzt einfach gehen würde, schwere Konsequenzen haben würde, doch der störrische Zwerg war durch Drohungen nicht zu beeindrucken und öffnete die Tür um zu gehen. In dem Augenblick ließ sich Emmeran zu einer wahrlich dummen Aktion hinreißen. Er rief dem Zwerg hinterher: “Haltet den Mörder!“. Dies führte zu einem wahren Tumult unter den Handwerker und nur das beherzte Eingreifen von Jandrim verhindert, dass Thoram direkt gelyncht wurde. Auf die Anweisung von Emmeran wurde der Zwerg ins Kloster abgeführt und dort in den Kerker geworfen.
Nach diesem Tumult sprachen die beiden mit Andra und Wolfhart nutzte die Gelegenheit erneut um der Erpressung wegen Unzucht mit einem Praiosgeweihten auch noch Pflichtverletzung hinzu zu fügen. Von Wolfhart beflügelt stieg auch Emmeran nun in die kaltblütige Erpressung mit ein und malte der jungen Schreinerin ein dunkles Szenario aus.
Gut, dass ich von diesem Geschehen nur die geschönten Teile Wolfharts erfahren habe, sonst hätte ich die beiden höchstpersönlich zu Nikolai de Mott geschliffen und gebeten sie aus dem Kloster zu werfen. Und das wäre noch gnädig gewesen! Warum Wolfhart das schwere Verbrechen der Erpressung, dem im Vergleich leichten Regelverstoß des Zauberns im Kloster vorgezogen hat, ist mir damals und auch heute wo ich diese Zeilen erneut lese, nicht klar.
Einer Eingebung folgend gehe ich nochmals in den Bergfried und frage den Küchenmeister, Bruder Praiobur, ob der Bergfried eigentlich einen Keller hat. Er bejaht das und zeigt mir den Vorratsraum der Küche, der im Untergeschoss untergebracht ist. Ich dachte, dass es möglicherweise einen Zugang von außen in diesen Keller gibt, und untersuche die Wände. Einen Eingang entdecke ich nicht, allerdings finde ich Teile eines älteren Mauerwerks. Der Bergfried scheint also auf Überresten eines alten Gebäudes gebaut worden zu sein. In einem der alten Ziegel finde ich einige Symbole, welche ich sofort auf ein Pergament abzeichne. Die Symbole scheinen astrologisch zu sein. Ärgerlich, dass Sternkunde nie zu meinen Stärken zählte. Wie durch Zufall erfahre ich auch noch, dass ich nicht der erste bin, der sich den Keller ausführlich angeschaut hat. Kagrim wäre gestern hier gewesen und hat ebenfalls nach etwas Pergament verlangt. Kagrim muss durch Zufall auf die Steine gestoßen sein, als er, von Jandrim beauftragt, etwas Bier für die aufgebrachten Arbeiter geholt hat.
Unterdessen im Lager findet auch Wolfhart die astrologischen Symbole. Bei einer erneuten Untersuchung von Kagrims Zelt, findet er das Pergament, welches Kagrim im Keller angefertigt hat. Unter dem Vorwand dieses Pergaments bittet er Ballasch, dass er Hüter Quanion und Hüter Bormund holen soll. Wenn möglich auch Herrn de Mott.
Einige Zeit später, ausreichend genug um das Pergament zu kopieren, sehen Emmeran und Wolfhart wie die Hüter Quanion, in meiner Begleitung, und Hüter Bormund den Hügel herunter kommen. Schnell verschwindet Wolfhart aus der Hütte, um nach dem Eintreffen der Hüter dort, durch das geöffnete Fenster, unbemerkt einen Odem Arcanum zu sprechen. Der Plan gelingt aber Wolfhart kann keine Spuren von Magie an den beiden entdecken. Der Rest läuft wie üblich ab. Die Hüter konfiszieren das Pergament und machen sich daran, wieder zu verschwinden. Wir begleiten die beiden und Wolfhart ist erpicht darauf, sofort zu Herrn de Mott zu gehen, was die beiden allerdings ablehnen, da es ja ausgemacht war, dass die Lagebesprechung abends erfolgen soll. Die beiden Hüter verschwinden daraufhin im Bergfried und uns bleibt ein wenig Zeit uns auszutauschen. Ich erfahre, dass es sich bei den Zeichen um Mondphasen und Elementarsymbole handelt. Den Zusammenhang kann allerdings noch niemand erklären.
Wolfhart gesteht mir gegenüber die Erpressung, spielt das ganze allerdings herunter. Er will mir weismachen, dass es sich dabei von ihm lediglich um ein Angebot gehandelt hat, welches auch noch von den beiden Liebenden vorgeschlagen wurde. Als ich ihm das nicht abnehme und ihm versuche diesen ungeheuren Frevel klar zu machen, hat er auch noch die Dreistigkeit mir zu unterstellen, dass ich ja auch jede Grauzone ausnützen würde und erinnert an den Vorfall im Bergfried, wo ich auf der Treppe meine Posten bezogen habe, obwohl Hüter Bormund mich aufgefordert hatte den Turm zu verlassen. Die Erpressung eines Geweihten damit gleichsetzen kann auch nur einem Magier der dunkelgrauen Künste einfallen. Kochend vor Zorn rufe ich mir die guten Erlebnisse mit Wolfhart in Erinnerung, um nicht gleich hier dem Ganzen ein Ende zu setzen. Ich stürme davon und suche Bruder Tobur auf. In einem kurzen Gespräch erkläre ich ihm, dass er die Erpressung Wolfharts nicht weiter fürchten muss und, dass er Buße tun soll. Er gelobt seine Verfehlung nicht noch einmal zu wiederholen und verspricht im Sinne der Praioskirche zu büßen. Unterdessen hat Emmeran Arthag aus dem Dormitorium geholt und besucht mit ihm die Baustelle. Emmeran sucht nach Gantrak, einem guten Freund Kagrims und wird auch schnell fündig. Gantrak sitzt gedankenverloren vor einem niedrigen Stück Mauer und hämmert immer mal wieder, die gerade neu aufgelegten Steine, klein. Er ist tief getroffen vom Tod Kagrims und kann sich nicht erklären warum ihn jemand umgebracht haben könnte.
Wir drei treffen uns wieder beim Klostervorsteher de Mott, wo Wolfhart schon in einer hitzigen Diskussion ist. Ich berichte kurz von dem Fund der Zeichen und frage de Mott, ob er von dem alten Mauerwerk weiß, was er allerdings verneint. Meine Bitte die Hüter bei der Recherche in der Bibliothek zu unterstützen verneint er ebenfalls. Er bleibt weiterhin ignorant und vertraut darauf, dass Hüter Quanion das schon alleine schaffen wird. Bleibt abzuwarten, wie viele Leben ihn diese Ignoranz kosten wird.
Aus dem Reisetagebuch des Boron-Geweihten Ritter
Cordovan Boronar von Reuenhold vom Orden des heiligen Golgari