Das große Finale

Das große Finale
oder: A pornstar is born

John erzählt (lehnt sich entspannt zurück): Gut, es ist geschafft, zumindest für’s Erste. Die Uhr ist sicher gestellt, auch wenn wir den anderen Übergang nicht schließen konnten. Aber der ist nun Mandaleys Problem und es sieht so aus, als ob sie damit fertig werden sollten.

Nun aber erstmal der Reihe nach: Nachdem wir uns einigermaßen von dem letzten Kampf mit Helling erholt hatten trafen wir uns zunächst im Büro und besprachen unser weiteres Vorgehen. Alex, der mich letztes Mal unter Einsatz seines Lebens gerettet hatte, trugt leider noch einige Wunden, während ich mich ganz gut erholt hatte.

Wir verschafften uns zunächst eine Übersicht über die Lage des Mandaley Anwesen und machten erste Pläne. Alex organisierte ein merkwürdiges Gerät von einem Freund namens David. Es war groß, klobig und verzeichnete die Orte von Bewegungen. Obwohl es eigentlich sehr nützlich aussah, haben wir es am Ende ziemlich wenig benutzt. Ich rief Megan an, die uns ihre volle Unterstützung zusagte. Sie wollte auf jeden Fall mitgehen.

Konkrete Gestalt nahm die Operation während eines Arbeitslunches mit Helena. Der Trust konnte die Sicherheitsanlagen entweder für wenige Sekunden oder aber für eine Stunde ausschalten (auch mehrmals hintereinander). Wir entschieden uns für die wenigen Sekunden beim Rein- und Rausgehen. Die ungefähren Koordinaten des Aufbewahrungsortes des Uhrwerks hatten wir ja. Erstes Ziel war die Sicherstellung des Uhrwerks, zweites Ziel war die Schließung des Übergangs.

Wir waren gut vorbereitet: Maschinenpistolen mit Schalldämpfern, Elektroschockpistolen, Kevlarwesten und mehrere Fluchtautos waren vorbereitet. Notfalls lagen auf Pässe nach Kanada bereit. Ebenso groß waren aber auch die Gefahren: Schwer bewaffnete Wachen, alles Ex-Cops und Ex-Soldaten, zahlreiche Wachhunde, „State of the Art“ Sicherheitssysteme und mächtige okkulte Schutzmaßnamen, deren waren Schrecken wir noch nicht erahnen konnten.

Ein Eingang zur Kanalisation war glücklicherweise nur durch Stahlstangen gesichert, die Carl relativ problemlos aufschweißen konnte. Reinzukommen war einfacher als gedacht. Alex ging vor, Carl folgte, ich war in der Mitte, nach mir kam Megan und die Nachhut bildete Sam (was Sam nutze um Megan auf den Arsch zu starren, die aber tatsächlich in ihrer viel zu kurzen Kampfkleidung wie so ein Action Pin Up rum lief. Ich will mich nicht beschweren. Zudem hätte es vielleicht Wachleute abgelenkt und im Kampf kann es ja auf jede Sekunde ankommen).

Zunächst lief alles ganz glatt und schon nach dem Eingangskeller und einem längeren Flur kamen wir vor eine Tür, wo Alex plötzlich stehen blieb und sein „Fragen in die Luft stellen“ Ding machte. Irgendwas schien ihn nervös zu machen, aber er signaliserte uns, das wir da waren. Er ließ zunächst uns anderen den Vortritt und ging erst als letzter in den Raum. Es war ein Arbeitszimmer, in dem zwei Dinge auffällig waren: zum einen fanden wir die Runen, von denen wir schon gehört hatten. Zum anderen sahen wir uns einer ganzen Reihe von Figuren gegenüber. Geübt von diesen Horrorfilmen behielt ich die genau im Auge. Und tatsächlich: die größte und hässlichste von Ihnen, eine Dämonengestalt, zuckte. Ich machte die anderen Aufmerksam und offenbar sah auch Carl etwas. Vorsichtig beriete ich mich darauf vor, die Gestalt (ein Gargoyle?) anzugreifen, wenn sie aggressiv würde.

Sam entschied sich allerdings für einen direkten Ansatz und stelle sich erstmal direkt vor die Statue um sie sich ganz genau anzusehen. Doch kaum stand er vor ihr geschah das Unglaubliche: die Gestalt erwachte zum Leben, riss sich von ihrem Sockel los und stützte sich auf Sam! Sam reagierte so schnell, wie ich noch nie jemanden hatte reagieren sehen, trat zurück und eröffnete das Feuer auf die Statue. Steinsplitter flogen als Sekunden später auch wir anderen das Feuer auf die Statue eröffneten. Einzig Megan benutzte keine Schusswaffe, sondern griff nach einer anderen Statue. Derweil hieb die Gestalt auf Sam ein und traf ihn hart. Der Kampf war kurz und chaotisch, aber unter dem geballten Kreuzfeuer von uns vier und einem Schlagangriff von Megan mit einer anderen Statue auf den Kopf endete der Albtraum innerhalb weniger Sekunden. Nur unzählige Steinsplitter und der auf dem Boden liegende Sam erinnerten an den Kampf. Schnell versorgten wir Sam und wurden schon wenige Augenblicke später durch aus Auffinden des Uhrwerks im Nebenraum belohnt.

Rasch rafften wir alles zusammen und bereiteten uns schon auf die Flucht vor. Megan sagte allerdings, dass sie merkwürdigerweise nichts von der Uhr spürte, aber das lag offenbar an diesem Raum hier. Kaum war die Uhr draußen, spürte sie auch wieder deren unnatürliche Macht. Dann der Schock: Alex war gefangen! Wir brauchten einen Moment um es zu verstehen, aber es schien so, als wäre Alex wie hinter einer unsichtbaren Wand gefangen war und den Raum nicht verlassen konnte. Offenbar war dasselbe, was die Wirkung der Uhr unterdrückte, ein Gefängnis für Alex.

Kurz trennten wir uns um wenigstens Sam und das Uhrwerk (das wir in Sporttaschen gepackt hatten) in Sicherheit zu bringen. Derweil untersuchten Alex und Megan den Ort und stellten fest, dass es an den Runen zu liegen schien, dass Alex nicht raus konnte. Bevor wir beratschlagen konnten, was nun passieren sollte, hörten wir, wie sich jemand näherte. Alex und Megan versteckten sich im Hinterzimmer während wir andere im Eingangskeller warteten.

Dann geschah etwas sehr Merkwürdiges: Es schien einen kurzen Kampf im Mittelflur zu geben. Dann sagte Alex noch, dass es eine Geiselnahme geben könnte und jemand betrat den Statuenraum. Carl und ich näherten uns von hinten. Alex nahm derweil die Sache in die Hand, zog seine Waffe und betrat breitbeinig den Raum, wo er die junge Mandaley vorfand. Miss Mandaley war, wie Alex später sagte, erstaunlich ruhig wenn man bedenkt, dass gerade ein vermummter und bewaffneter Kerl in ihrem Keller eine Maschinenpistole auf sie richtete.

Carl und ich näherten uns derweil von hinten. Auf dem Flur, über den Mandaley gekommen war, sahen wir etwas Merkwürdiges. Eine geflügelte Gestalt und lag halb materialisiert auf dem Boden, vermutlich in Folge des Kampfes. Drinnen war zum Glück sowohl Diane Mandaley als auch Alex aus Deeskalation aus. Mit wenigen Worten stand der einfache Deal: Mandaley würde Alex herauslassen und er würde dafür verschwinden. Miss Mandaley entfernte die Runen, allerdings nicht ohne etwas zu sagen, was mir im Nachhinein zu Denken geben würde: „Das Uhrwerk wäre hier sicherer.“

Später habe ich gedacht, dass wir die Mandaley vielleicht falsch eingeschätzt haben. Das einzig wirklich Negative was wir über sie wussten war ja, dass bei ihnen diese Restaurateurin angriffen worden war. Aber damals war nicht die Zeit für derartige Überlegungen. So verließ Alex den Raum. Merkwürdigerweise hielt er noch an, um den merkwürdigen, halb materialisierten Körper in eine Tasche zu packen.

Was wohl dahinter steckt? Ich bin neugierig, vielleicht ist es klüger da nicht weiter nachzufassen. Solange auch Alex (und die anderen) ihre Geheimnisse haben, kann ich die anderen davon abhalten meinen Geheimnissen zu sehr nachzugehen. Dennoch muss ich hier aufmerksam sein. Alex Macht scheint größer zu sein, als die von uns anderen, und große Macht verdient immer Aufmerksamkeit.

Wenige Momente später hörten wir Wachleute von oben nach unten kommen. Wir gaben unser Zweitziel, das Schließen des Übergangs, auf und beschlossen zu fliehen. Sam, Carl und Megan waren schon in der Kanalisation, als sich die Wachen unserer Tür näherten. Alex signaliserte mir heroisch, dass er als letzter uns verteidigen würde.

In diesem Moment hatten wir einfach unglaubliches Glück (oder hat da jemand die Fäden gezogen? Diane Mandaley vielleicht? Wollte sie uns entkommen lassen? Aber warum?). Ganz sicher bin ich mir auch nicht, was da passiert war. Jemand versuchte von der anderen Seite die Tür zu öffnen. Als dies nicht gelang, dachte ich schon, jetzt ist ihnen klar wo wir hin sind. Doch dann lenkte irgendwas die Wachen ab und sie liefen in die andere Richtung. Ich sah noch wie Alex ansetzte auf Beinhöhe eine Salve abzugeben, aber als die Wachen verschwunden bekamen wir die paar Minuten die wir brauchten ohne weitere Eskalation zu fliehen.

Danach war alles ganz einfach: wir schleppten uns, das Uhrwerk und den sich erholenden Sam zu einem unserer fünf Fluchtautos und waren eine halbe Stunde später unverfolgt bei Trust in Sicherheit!

Die Sicherheit des Uhrwerks liegt nun in der Hand des Trusts. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich ein nagendes Gefühl der Unsicherheit, ob es dort wirklich sicherer ist als bei den Mandaleys. Dobresti scheint sich überraschenderweise gut mit dem Trust arrangiert zu haben. Ich hoffe, der Deal kommt zur Zufriedenheit meines Senior-Partners zu Stande. Ich werde nun versuchen, mehr über April herauszufinden. Sie hat da diese merkwürdige 3 Monate Lücke nach ihrem Studium in ihrem sonst perfekten Lebenslauf. Mal sehen was ich da rausfinden. Vieles scheint mir noch offen zu sein…

Noch ein paar merkwürdige Schlussbeobachtungen am Rande: Wir trafen neulich Dobresti und Carl in intensivem Gespräch miteinander. Carl war sehr nett zu Dobresti. Carl will doch nicht etwa ein Ghul oder gar Vampir werden? Alex scheint derweil ein Pornostar geworden zu sein. Ich habe am Rande mitbekommen, dass Sam Alex ein Videoband übergeben hat, auf dem angeblich Alex bei einer heißen Nummer mit einer „Cally“ zu sehen war.

So, damit endet mein Bericht erstmal. Es wird sicher nicht der letzte sein. Dennoch gönne ich mir nun erstmal Urlaub, vielleicht in Genua in Italien.