Eine weitere aufregende Nacht
17.04.1998, gegen 04:00 Uhr
Henry geht nach draußen, um sich um den anderen Vampirjäger, Murphy, zu kümmern. Er schließt einige der Wunden, die er ihm während des Kampfes zugeführt hat. Ich passe in der Zeit, nach meinem subjektiven Gefühl zu urteilen schwer verletzt und darüber hinaus ziemlich hungrig, auf Heldren. Seiner scheinbaren Ohnmacht traue ich nicht.
Ich fange trotzdem an, die zwei Sporttaschen grob zu durchsuchen, die die beiden bei sich haben. Waffen, Klamotten und Utensilien, die man halt so bei sich hat, wenn man Campingurlaub macht, sind das einzige, was ich sehen kann. Während Henry mit Murphy von draußen herein kommt und Heldren untersucht, um zu sehen, ob man einen von denen noch retten kann, durchsuchen ich den Rucksack von Heldren. In dem Rucksack finde ich Reisepapiere, Geld, ein Mobiltelefon etc. Bei Murphy finde ich darüber hinaus noch Schlüssel.
Wir lassen die Waffen da und verdünnisieren uns, damit wir kein Problem mir der aufgehenden Sonne bekommen. Auf dem Weg in die Stadt rufe ich bei der Polizei an und erzähle dem Beamten am anderen Ende der Leitung etwas von Schüssen, Hunden, wegfahrenden Wagen mit Mailänder Kennzeichen. Der Bitte an der Telefonzelle auf die Streifenbeamten zu warten können wir leider nicht nachkommen.
Auf der Fahrt in die Stadt kann ich auch bei gründlicherer Suche immer noch nichts in den beiden Sporttaschen finden. Verletzt und ausgelaugt fall gehe ich schlafen. Nichts ahnend, dass die nächste Nacht ähnliche Aufregungen und noch mehr Lehrhaftes mit sich bringen wird.
18.04.1998
Als erstes unterhalte ich mich mit Lady Kiara, die mich auf die Probleme, die unsere gestrige Aktion nach sich ziehen kann, aufmerksam macht. Ich kann ihr aber auch die gelungenen Aspekte überzeugend näher bringend. Danach gehe ich erst einmal Essen in eine Disko. Ich vergnüge mich da mit wahrscheinlich gerade einmal achtzehnjährigen Mädels – die Zeit drängt, da kann man nur noch auf Aussehen, nicht aber mehr auf Alter achten. Gleiches, nämlich essen, tut an einem anderen Ende der Stadt Enrico, der sich über unbescholtene Bürger im Park hermacht, indem er sie á la Scream erschreckt. Lord Helsby wiederum begibt sich in das Rotlichtviertel. Leider reicht das nicht und er muss noch in den Hafen.
Auf der Fahrt in das Elysium kontaktiere ich Ulrich, den ich ins Elysium bete und der bestätigte, dass er uns vielleicht helfen kann, die Erinnerung der beiden Vampirjäger zu beeinflussen. Er stellte mir die Überbringung einer Einladung in Aussicht, wollte mir aber noch nichts Genaueres sagen. Henry, den ich ebenfalls angerufen habe, will sich um Enricos Erscheinen im Elysium kümmern.
Enrico bestellt ihn jedoch im Namen des Cagnone Drago in das Kapitelhaus des Ordo ein. Henry fährt daher mit ihm sofort dort hin. Enrico und Henry sollen dem Professor, der vor zwei Tagen überfallen wurde, helfen. Er befindet sich im Krankenhaus der Heiligen Maria. Der Große Drache kennt den Professor wohl gut und denkt, er sei von einem Vampir angegriffen worden. Auf Nachfrage von Enrico teilt der Große Drache den beiden mit, dass der Professor Archäologie und Anthropologie betreibt.
Die beiden fahren zum Krankenhaus und erst nachdem wir sie (s.u.) angerufen haben denken sie darüber nach, sich eine Erklärung für uns zu überlegen, warum sie zum einen am Krankenhaus auftauchen werden und zum anderen, warum sie nicht zum Elysium gekommen sind.
Ich treffe Ulrich währenddessen am Elysium. Er drängt zu recht auf Eile. Auf der Fahrt zu dem dem Tatort am nächsten liegenden Krankenhaus – schön, dass es auch das Krankenhaus der Heiligen Maria ist – rufe ich Henry an. Er hat Enrico eingesammelt und ist auf dem Weg zu dem Krankenhaus. Ich reagiere etwas unwirsch darauf, dass er sich so verspätet und uns nicht bescheid gegeben hat. Nachdem ich aufgelegt habe, überbringt mir Ulrich eine Einladung zu seinem Mentor.
Am Krankenhaus warte ich auf die anderen, während Ulrich schon einmal mit der Dame an der Info spricht. Leider stellt er sich nicht so geschickt an. Er kommuniziert wohl mehr auf die nonverbale und weniger subtile Art. Er bemerkt, nachdem er die Information verlassen hat, dass die Dame dort telefoniert. Auf disziplinunterstützte Nachfrage teilt sie mit, dass sie die Polizei angerufen hat. Er kommt raus und ich sage ihm, dass es wohl besser ist, noch einmal mit der Dame an der Info zu reden.
Ulrich geht noch einmal rein, in der Zeit kommen Enrico und Henry an. Enrico versucht mich offensichtlich zu provozieren, dabei lacht er auch leicht derangiert wirkend. Soziale Interaktion ist nicht seine Stärke. Henry, dem ich ob seiner Art immer mehr abgewinnen kann, gibt ihm dann auch zu verstehen, dass wir beide das gestern erfolgreich (ich würde auch nicht sagen „perfekt“) geregelt haben. Nach einigem Geplänkel geht Enrico rein. Ulrich wird gerade von einem Pfleger abgefangen, die folgende, von Halbwahrheiten durchzogene Unterhaltung bringt leider nichts ein. Enrico versucht die Zimmernummer des Professors heraus zu bekommen, was aber auch misslingt. Während die beiden drin sind, bringen Henry und ich die Autos weg.
Zurück am Krankenhaus verschafft Henry Enrico die Möglichkeit schnell zur Intensivstation vorzudringen, indem er die Info-Dame ablenkt. Bei der Intensivstation kommt Enrico aber nicht an der renitenten Schwester vorbei. Er bringt sie sogar dazu, auch die Polizei zu rufen. Nicht allein diese Episode zeigt, dass Enrico große Probleme dabei hat zu verstehen, was Maskerade bedeutet. Auch Ulrich und ich werden da im Laufe des Abends noch die ein oder andere Falltüre nutzen, sind uns dessen aber zumindest bewusst und versuchen es zu korrigieren.
Ich spule vor: Nach einigem hin und her sind Ulrich, Henry und Enrico draußen, ich bin drinnen. Während ich einen Plan entwickle, wie ich auf die Intensivstation komme, taucht die Polizei vor dem Krankenhaus auf. Ulrich ist auch bereits in Planungseuphorie und wartet am Eingang. Enrico und Henry begeben sich in Abstand zum Eingang, von wo aus sie alles beobachten. Ich begebe mich nach oben, esse auf dem Weg so einen holländischen Drecksriegel aus dem Automaten und übergebe mich gekonnt vor dem Glaskasten mit der Schwester vor der Intensivstation. Währe es nicht sozusagen pro deo et patria, ich würde mich ob dieser Ungesittetheit verschämt für ein paar Tage zurückziehen.
Die Schwester kommt aber wie erhofft raus und kümmert sich um mich, was ihr erst einmal zum angenehmen Verhängnis wird. Unten kommt Ulrich mit der Polizei ins Gespräch, der er ein paar Fragen gekonnt gespielt nicht beantworten kann. Da muss wohl wieder die ganze Härte der Disziplin ran. Wenn der die nicht hätte… Ich überwältige im zweiten Versuch die Schwester, bei der ich vorher noch ein wenig ordentliche Nahrung zu mir nehme. Dann sehe ich anhand der Infos, wo die „Ankünfte“ von gestern liegen.
Der eine kommt mir durch die Nachricht über den Professor bekannt vor, ein anderer hat nur einen italienischen Vornamen, als ich an sein Bett tret, stellt er sich als Heldren heraus. Bei einem Anruf bei Henry und Enrico teilt letzterer mir mit, dass die Polizei auch von der Intensiv angerufen wurde. Ich bitte ihn, mich anzurufen, wenn die Polizei nach oben kommen will. Diesen Anruf bekomme ich dann auch viel zu schnell.
Gott sei Dank taucht Ulrich auf. Er manipuliert zumindest die Gedanken der Schwester, bevor die Polizisten kommen. Wie ich ihm Zeit kaufe, steht auf einem anderen Blatt. Das mit den beiden Polizisten verläuft dann bis zu dem Augenblick, an dem ich hier oben mit einem der beiden am Treppenabsatz eine Unterhaltung führe und diese kurz 35 Minuten für diesen über-personalen Bericht unterbreche, nicht ganz so, wie Ulrich und ich gehofft haben. Nicht zum ersten Mal in diesem Unterfangen ist Ulrich nicht so dominant wie erhofft. Das verschafft dem einen Polizisten genug Zeit, um sich seiner Nähe zu entziehen. Subtile Hinweise, dass es sich bei diesem Beamten um jemanden handelt, der von uns Kainiten weiß, ignoriert Ulrich gekonnt – oder aber er hat eine geradezu göttliche Gabe, sich naiv und unwissend zu geben.
Ich kann den Polizisten aber am Treppenhaus stellen und durch meine (über-)natürliche Majestät zum verweilen und einem kleinen Plausch bewegen. Sein Name ist Capitano Noberto Greco, er ist, was unserem ganzen Unterfangen geradezu himmlisch in die Karten spielt, im Auftrag von Konrad von Hohenstein im Krankenhaus. Er soll berichten, wer sich hier nach den Leuten erkundigt. Der andere der beiden Polizisten, den Ulrich flux überwältigen konnte, ist ein normaler Sterblicher. Währenddessen bringen Enrico und Henry draußen vor der Tür bestimmt auf ihre Art unseren dringenden Auftrag voran… denk ich.