Nacht der Arbeit

Der 1. Mai 1998 sollte vor allem deswegen in die Geschichte eingehen, weil an diesem denkwürdigen Tag die Sozialistische Partei Malaysias gegründet wurde. Gänzlich bar jeden Verständnisses für die welterschütternden Konsequenzen dieses Ereignisses verbrachte Italien das Festa del Lavoro. Doch während die fleißigen Bewohner des Tages ihre wohlverdiente Ruhe genossen, war den international zusammengesetzten Bewohnern der Nacht kein solcher Luxus vergönnt. Die schwere Entscheidung über das Schicksal einer jungen Frau lag in den Händen dreier Untoter, die jeder ihre eigenen Interessen an der Frau verfolgten.

Während Ulrichs und Albertos erster Gedanke nach dem Erwachen ihr unsterblicher Hunger war, kämpfte Lord Henry diesen zunächst nieder. Kaum angekleidet brach er auf, den Großen Drachen zu sprechen. Auf dem Weg traf er die Kastellanin Mara, mit der sich Henry übrigens siezte. Sie hielt Henry kurz mit der Frage auf, ob er wisse, wo Gyuri und Mihaly sein. Mihaly hatte Henry noch vor Kurzem getroffen, doch Gyuri hatte er auch länger nicht mehr gesehen. Wütend entfuhr es der Kastellanin über Gyuri: „Der hängt bestimmt wieder mit dieser Katya rum.“

Nach dieser kurzen Begegnung traf Henry den Großen Drachen in mitten von historischen Kartenstücken an, die offenbar die Umgebung von Genua zeigten. Henry sprach neben dem Blutsbandethema auch nochmal das Brüllen in der Universität und den Vampir dort an. In der Tat schien der Drache eine Idee zu haben. Er zeigte Henry eine Zeichnung in einem Buch, das tatsächlich den fraglichen Vampir darzustellen schien. Der geheimnisvolle Vampir, so der Große Drache, gehörte offenbar einer geheimnisvollen Organisation namens „Belials Brood“ an.

Schließlich fragte Henry noch, an wen die Warnung bezüglich Plessens eigentlich genau gegangen sei. Er erfuhr, dass es der Bürgermeister der Gegend, ein Mann namens Levaggi gewesen war. Zufrieden verabschiedete sich Henry, um ins Elysium aufzubrechen. Auf dem Weg traf er allerdings noch Mihaly, dem er ausrichtete, dass die Kastellanin ihn und Gyuri suchte. Die Erwähnung Gyuris machte Mihaly sauer, der mitteilte, dass dieser sich um Katya kümmerte, die offenbar angefallen worden war.

Mittlerweile war Alberto im Elysium angekommen. Dort fiel sein Blick fast sofort auf Celestina, die im Elysium geradezu aufreizend ihre gute Laune zur Schau stellte. Alberto sprach sie gleich an und Celestina deutete an, dass es irgendwie um Ulrich und seine Mafiakontakte zu gehen schien. Als Ulrich, zufällig zusammen mit Paula, ankam, fand das Gespräch aber rasch ein Ende. Paula hatte wieder etwas mit Lady Kiara zu besprechen. Ulrich fand die Zeit, eine intensive Unterredung in naher Zukunft mit Celestina anzuregen. Sie ließ sich darauf ein, aber der Termin musste leider wage bleiben. Ulrich entschloss sich, seinen Schützling Carenotti noch mit einem Telefonanruf schnell zu warnen, dass etwas in der Luft liege und ihn zu größerer Vorsicht zu ermutigen.

In der Sicherheit ihrer gewohnten Räumlichkeiten diskutierten die drei Vampire daraufhin heftig, was mit Natalie geschehen sollte. Überraschend kaltschnäuzig brachte Henry ihre Ermordung ins Spiel. Ulrich und Alberto stellten sich dagegen. Ulrich, weil er ihren Tod nicht wollte und sie davon abgesehen auch für lebendig viel wertvoller für die Suche nach Garibaldi hielt. Er wollte sie aber auch keinen Fall dePaul zurückgeben, was Alberto mit großer Vehemenz einforderte. Schließlich brachte Herny den Kompromiss ein, sie in einem Flieger in die USA zu setzten und dort erstmal Urlaub machen zu lassen. Dieser Vorschlag wurde zunächst einmal angekommen.

Nun war die Zeit schon so fortgeschritten, dass die Gruppe sich beeilen musste, um die Werwölfe nicht warten zu lassen. Letzteres gelang, aber das war schon fast das einzige Gute, was sich über das Gespräch sagen ließ. Kaum waren die Werwölfe eingetroffen (Henry war kurz vorher ein Foto der beiden gelungen), lag heftige Spannung in der Luft. Der unbeherrschte, männliche Werwolf versuchte fast sofort die Vampire einzuschüchtern und ließ wenig Zweifel daran, dass er am liebsten gleich auf sie losgehen würde. Seine Begleitung, die offenbar der dominante Part in der Beziehung war, war glücklicherweise zurückhaltender. Die anderen Werwölfe blieben draußen. Abgesehen davon, dass den Vampiren der Ernst der Lage bewusst wurde, war das Treffen eher unergiebig und brachte außer Drohungen nichts Neues. Immerhin kamen die Namen der Werwölfe ans Licht: Gino und Cicci. Den Werwölfen konnte die Gruppe nur eine Personenbeschreibung von Plessen anbieten. Einige Details waren dennoch interessant: Im Zusammenhang mit seinem Verbrechen scheint Plessen in eine Abtei eingedrungen zu sein. Zufall oder gibt es hier eine Querverbindung zum Interesse der Vampirjäger an Kirchen? Zudem waren die Werwölfe erstaunt, dass der Bürgermeister Levaggi gewarnt gewesen sein soll. Die Werwölfe verabschiedeten sich mit einer deutlichen Warnung, dass wir in ihrem Gebiet nicht willkommen seien und dass unser nächstes Treffen weniger freundlich ausfallen würde.

Während Ulrich schon innerlich aufatmete (äußerlich konnte er es ja sowieso nicht) entwickelte sich ein gefährliches Nachspiel: Gino, der seine Aggression kaum noch zu kontrollieren konnte, bewegte sich auf provokante Art auf Henrys Austin zu. Herny eilte ihm sofort nach und wies ebenso so treffen wie auch provokant darauf hin, dass jeder Akt des Vandalismus an seinem Auto nur dazu führen würde, dass der Mutter Erde das Metall zur Reparatur entnommen würde. Alberto und Ulrich stiegen derweil ein. Doch als Henry los fuhr schienen alle seinen Reden umsonst, denn Gino riss mit seinem bloßen Händen/Klauen vier lange Schrammen in die Seite des Autos. Wütend erklärte Henry, dass er nun den Wagen verschrotten lassen und sich einen neuen kaufen würde. Mit einem Unfallwagen zu fahren, sei schließlich unter seiner Würde. Ulrich hoffe, dass Henry wenigstens seine Drohung nun einen Haufen Wälder, inklusive dessen der Werwölfe, abholzen zu lassen, nicht umsetzten würde.

Schon auf der Fahrt ging es wieder um Natalie. Eine Bemerkung Henrys und sein Insistieren allein zu Natalie zu fahren, weckte in Alberto und Ulrich den Verdachte, er wolle Natalie doch umbringen wollen – was er bald darauf auch mehr oder weniger zugab. Die Diskussion entbrannte erneut. Henry brachte schließlich die neue Option ins Gespräch, Natalie in seine Obhut zu nehmen. Alberto blieb bei seiner Absicht, sie an de Paul zurück zu geben. Ulrich unterstütze letztlich den Vorschlag Henrys und brachte so die Entscheidung. Henry konnte das zu Recht als Erfolg für sich verbuchen, den er der Uneinigkeit von Ulrich und Alberto zu verdanken hatte.

Kurz darauf trennten sich die Wege der Vampire. Ulrich entschloss sich noch eine Warnung an von Marburg und den Sheriff zu verfassen. Er schrieb zwei kurze Briefe, versiegelte sie, und gab sie beim Elysium der Lancea Sancta ab. Beide enthielten in kurzen Sätzen den Hinweis, Ulrich vor kurzem eine Zufallsbegegnung mit Werwölfen hatte, die von ihm mehr über ein Massaker in ihrem Gebiet wissen wollten. Sie hatten klar gemacht, dass sie auf jedes Eindringen in ihr Gebiet sehr aggressiv reagieren würden. Da Ulrich sofort an Plessen hätte denken müssen, den ja der Sheriff und von Marburg suchten, wollte er sie von dieser möglichen Komplikation ihrer Suche in Kenntnis setzten.

Henry brach derweil auf, um Natalie in seine Gewalt zu bringen. Er traf sie in einem grauenhaften Zustand an. Blut und Schweiß bedeckten sie. Henry ließ das Leiden der jungen Frau aber ehr kalt, denn er machte schnell noch ein Foto bevor er sie weckte. Sie war ziemlich verwirrt und verstört. Sie wusste nur, dass sie Garibaldi brauchte. Herny entschied, sie Garibaldi anrufen zu lassen, doch sie sollte geheim halten, dass er auch da war. Sie erreichte Garibaldi, doch das Gespräch war nur kurz. Garibaldi erkundigte sich, ob sie allein wäre und sagte, er würde sich bald melden. Wegen dieser neuen Entwicklung rief Henry Alberto an.