Etwas ist faul im Städtchen Koschtal

Koschtal, der 8. Rondra

In der Nacht vom 8. auf den 9. Rondra werde ich durch Geräusche aus dem Nebenzimmer aus meinem unruhigen, flachen Schlaf gerissen. Offenbar hat Bruder Cordovan schlimmste Alpträume. Da er auch auf lautes Klopfen und Rufen an der Tür nicht reagiert, lege ich mich für den Rest der Nacht zurück in mein Bett und versuche wenigstens für ein paar Minuten Ruhe zu finden. Ich hoffe sehr, dass Heidruna endlich auftaucht.

Koschtal, der 9. Rondra

Als auch am Morgen Bruder Cordovan nicht auf mein Klopfen reagiert, gehe ich runter zum Wirt, um ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass ich gedenke, die Tür aufbrechen zu lassen – Emmeran ist sicherlich besser geeignet, sich dieser Aufgabe anzunehmen. Beim Wirt steht ein Fremder, den wir später als Rashid al Fessir kennen lernen werden. Er erkundigt sich nach einer Frau namens Rafida. Diese sei, so wird er vom Wirt unterrichtet, vor kurzer Zeit wegen Hexerei gerichtet worden. Er solle sich für weitere Informationen an die gräflichen Inspektoren wenden. Dies „überhörend“, gehe ich zurück nach oben, wo sich Emmeran gekonnt der Tür annimmt. Wir finden Bruder Cordovan tief schlafend in seinem Bett vor. Eine kurze Analyse eröffnet, dass er mit einer dämonischen Magie belegt ist.

Auf einmal steht Rashid vor der Tür. Er ist im Auftrag von Frederigo Almas, dem Kontorleiter der von Isenbrucks in Punin, in Koschtal. Almas wurde von einem Herrn Gomez dazu beauftragt, dessen Tochter Rafida ausfindig zu machen. Eine Rafida befindet sich auf der Liste mit den jüngsten Opfern der so genannten Hexenprozessen, die Bruder Cordovan und ich aufgestellt haben, nur unter dem Nachnamen Frostwein.

Wo er schon mal in der Tür steht, darf uns Rashid helfen, den Bruder in das Zimmer von Emmeran zu legen. Dort wacht der Bruder, sichtlich mitgenommen, überraschend auf. Er berichtet von schlimmen Träumen, in denen u. a. ein schneeweißer Raubvogel – ein Falke – vorgekommen ist. Wir gehen gemeinsam die Liste der für die Bezauberung in Frage kommenden Täter durch. Bruder Cordovan weist uns darauf hin, dass da Vanya nicht in Frage kommt, da er kein Magier und darüber hinaus auch über jeden Zweifel erhaben sei. Er ist ein Geweihter der Zwölf.

Wir beschließen, uns weiter dem aktuellen Fall zu widmen, da wir dabei sicherlich auch auf den Täter treffen werden. Rashid schließt sich uns an, er wolle wenigstens die Habseligkeiten von Rafida den Eltern zukommen lassen. Wir beide gehen zur Asservatenkammer, in der wir wie erwartet den pflichtbeflissenen Praioshilf Woltansfurt antreffen. Zu seinem Schock stellen wir fest, dass eine Kette mit einem Edelstein nicht wie erwartet in der Kammer sicher verwahrt ist. Jemand muss sie entwendet haben. Rashid teilt mir auf Nachfrage mit, dass es sich bei der Kette um ein Familienerbstück handle, die nach einer Sage einen Karfunkelstein trägt.

Rashid und ich finden die anderen beiden mit der mittlerweile aus dem Käfig auf dem Schandplatz befreiten Liasanya Sternenruf im Gasthaus, in dem wir ihr eine „Zelle“ bereitstellen. Emmeran hat ihr wohl einige Takte mitgegeben, jedenfalls zeigt sie in der folgenden Zeit keinerlei Anstalten, sich uns zu widersetzen oder zu fliehen. Die zwergische Traviageweihte Mütterchen Ubarescha kümmert sich um unsere Mandantin/Gefangene, damit sie wieder zu Kräften kommt.

Während Rashid beim Händler auf dem Marktplatz den als bereits verkauft angegebenen Bogen angeboten bekommt, suchen Emmeran und ich da Vanya auf. Auf meine Nachfrage gibt er sich als Praiosgeweihter zu erkennen. Da Vanya teilt uns mit, dass er das erste der drei bei unserer Mandantin gefundenen Schriftstücke übersetzt hat. Es ist in einem alten Elfendialekt verfasst und beschäftigt sich mit dunkelster Magie. Es handelt sich um die Schilderung einer Anrufung zur Erschaffung widernatürlicher Wesen.

Im Anschluss suchen wir nach Rashids Information den Händler auf dem Markt auf. Nachdem ich ihn davon in Kenntnis setze, dass er und sein Gehilfe bereits für die Schuld, die sie auf sich geladen haben, schwere Strafen zu erwarten haben, kommt es zwischen den beiden zu den bei Banditen üblichen gegenseitigen Beschuldigungen, die meist – wie auch in diesem Fall – dann in Geständnissen münden. Hisbert gibt zu, dass die beiden regelmäßig ihrem unredlichen Nebenverdienst nachgehen. Nachdem wir die beiden dem Magistrat übergeben, kommt es aufgrund unserer Aussagen in einem Schnellverfahren zur Urteilsverkündung: Hände ab, Verbannung, Konfiszierung des Eigentums.

Bruder Cordovan, der sich in der Zwischenzeit mit Liasanya ausgetauscht hat, hat die nahe liegende Befürchtung, dass ihm das gleiche widerfährt wie dem letzten Praiospriester Koschtals, Arres Ehrwald. Wir entschließen uns daher, den Tempel aufzusuchen. Uns wird dort sofort klar, dass der bisherige Verfallsprozess des Tempels unnatürlich schnell vonstatten gegangen ist. Auch wirkt es selbst im offenen Innenhof viel zu dunkel für die Tageszeit. Als wir das Haupthaus betreten, sehen wir aus dem Raum hinter dem Altar ein grünliches Licht scheinen. Im dem Raum sehen wir beim Herantreten einen grünen Nebel. Wie sich hinterher herausstellt, haben wir vier nun alle unterschiedliche Wahrnehmungen dessen, was im Folgen passiert. Während Bruder Cordovan sich von einem Schwarm toter Raben attackiert sieht, für Rashid der Boden des Raums mit Kristallsplittern übersäht ist und Emmeran weiterhin den Nebel sieht, höre ich eine flüsternde Stimme, die mir Antworten auf viele interessante Fragen verspricht. Die Zwölfe seien Dank, dass Emmeran bei Sinnen bleibt: er rettet mich vor dem mich fast einschließenden Nebel. Einen besseren Gefährten kann man sich kaum wünschen.

Rashid hingegen erreicht der Nebel, worauf er eine aufschlussreiche Vision hat: Er sieht zwei Männer, von denen einer offensichtlich stark verwirrt ist und auf dem Boden liegt. Ihm wird von dem zweiten Mann, einem Praiospriester, geholfen, dem er berichtet, er habe an dem Ort, von dem er komme, in einen Abgrund gesehen. An dem Ort gebe es einen Kult, der seinen Anhänger große Macht verspricht. Als er sich dem Abgrund genähert habe, seien von dort Horden von Untoten gekommen und hätten alles überrannt. Der Verwirrte gibt dem Praiospriester einen Kristallklotz, den er nach seiner Aussage von dem Ort mitgebracht hat. Der Priester nimmt sich des Verwirrten an und pflegt ihn bis zu dessen Tod. Nachdem der Priester den Verwirrten begraben hat, setzt bei ihm ebenfalls Verwirrung ein.

Danach wacht Rashid aus dem Traum auf und auch wir anderen sind wieder bei Sinnen. Emmeran traut sich noch einmal in den Raum hinter dem Altar. Er sieht dort neben dem in einer Ecke wabernden grünen Nebel auf einem Altar eine nach einem der 13 Erzdämonen benannten Iribaarslilie, die er – kurz entschlossen – anzündet. Kurz höre ich beim erneuten Betreten des Raums wieder die Stimme, die mir dieses Mal in Aussicht stellt, mich von meinem Fluch zu befreien. Bruder Cordovan schreitet entschlossen ein und hindert mich daran, dem Nebel zu nahe zu kommen.

In den Privaträumen des Geweihten Ehrwald finden wir beim nachfolgenden weiteren Durchsuchen des Tempelkomplexes dessen privates Tagebuch, das die Traumgeschichte, die Rashid uns erzählt hat, bestätigt. Der Reisende, der eine fremde Seele in sich trage und ständig von Vision geplagt ist, war in einem Kloster in den Bergen des Amboss gewesen. Der Priester vermutet, dass es sich bei dem verlassenen Kloster um eine Kultstelle des Namenlosen gehandelt haben könne. Nach dem Tod des Verwirrten hat der Priester den Stein, den der Verwirrte aus dem Kloster mitgebracht hat, genauer untersuchen wollen und dafür auch Gilmon von Vengensfort kontaktiert. Der konnte ihm jedoch nicht helfen, zeigte aber großes Interesse an dem Stein. Auch berichtet der Priester in dem Buch vom aufkommenden grünen Nebel. Bruder Cordovan geht daraufhin zurück in den Raum mit dem Nebel und attackiert diesen mit seinem Hammer. Während er den Nebel zerteilt, vernehme ich schlimme Schreie, auch wird nach mir gerufen. Schließlich verschwindet der Nebel und ein einzelner Sonnenstrahl findet zeichenhaft seinen Weg auf den Altar des Tempels.

Wir kehren danach aus dem Tempel in das Rathaus zurück. Emmeran findet dort da Vanya betäubt vor. Dieser berichtet, er habe eine Auseinandersetzung mit von Vengensfort gehabt, danach könne er sich an nichts mehr erinnern. Schnell wird klar, dass der Magus geflohen und dabei einige Dinge – u. a. die Schriftstücke – mitgenommen hat.

Rasches Handeln ist geboten, daher teilen wir uns auf. Rashid und Bruder Cordovan eilen, nachdem sie im Wachhaus Alarm geschlagen haben, zum Gasthaus. Dort kommen sie gerade noch rechtzeitig an, um Bron und seinen zwergischen Begleiter daran zu hindern, das Mütterchen, das sich in unserer Abwesenheit um die Bewachung Liasanyas kümmert, und eben diese zu töten. Bron, der bei dem Kampf schwer verletzt wird, gibt zu, dass er die Elfe töten wollte, bevor er anschließend die Stadt zu verlassen gedachte. Der andere Angreifer endet in einem Käfig auf dem Schandplatz.

Emmeran und ich gehen in der Zwischenzeit zum Magistraten Boltenbreger und fordern ihn auf, alles zu tun, um von Vengensfort zu fassen. Danach gehen wir zum Wohnhaus des Magus, das an den Amboss gebaut ist. Wir lassen die schwere Tür aufbrechen und durchsuchen mit dem mittlerweile dazu gestoßenen Rest unserer Gruppe das kleine Haus. Im obersten Stockwerk finde ich hinter einem Schrank einen nur unzureichend versteckten, offensichtlich kürzlich benutzen Geheimgang.

Mir schwant, dass eine gefährliche Konfrontation mit dem Magier kurz bevor steht…

Aus den Aufzeichnungen von
Junker Wolfhart Raibridar von Horigan zu Welmshof,
Ehrenbürger von Gratenfels

dpa says:

“Einen besseren Gefährten kann man sich kaum wünschen.” – das muss doch runter gehen wie Öl

opa says:

Ja, der Herr Junker ist eben ein Mann mit Menschenkenntnis und Geschmack, der Stoff aus dem die Helden sind …