Eine sinistre Chronologie

Das Tagebuch von Kergov Wladkiewicz ist ein kleines, in schwarzbraunes Leder eingeschlagenes Büchlein, dessen Seiten mit ruhiger, flüssiger Hand beschrieben sind. Die folgenden Seiten aus dem Leben des Kergov Wladkiewicz können aus dem Kamin gerettet werden:

< Der vordere Teil des Buches ist fast völlig zerstört. >

24. Efferd 1012

Nach nunmehr zwei Wochen in Neersand ist es mir gelungen ein geeignetes Anwesen zu finden. Das kleine, ruhig gelegene Haus schließt an einen alten, massiv errichteten Turm an, der früher einmal als Wasserspeicher gedient hat. Im Inneren sehr groß und mit seinen dicken Wänden sehr gut geeignet. Die Gegend gefällt mir zudem. Nicht weit vom Widderhorn entfernt gehört das Haus zu einem Viertel, das von Wildnis- und Handelsreisenden des Nordens geschätzt wird. Ein stetes Kommen und Gehen, in dem ein Einzelner nach Belieben untertauchen kann.

26. Efferd 1012

Der Stadtbeamte staunte nicht schlecht, als ich ihm die 600 Batzen in Münzen aushändigte. Für nur zehn weitere Batzen gab er mir die Besitzurkunde und trug einen falschen Namen in das Stadtregister ein. Am Abend habe ich per Eilkurier Demetrov in Festum angeschrieben, meine Sachen nach Neersand zu transportieren.

15. Travia 1012

Die Ladung aus Festum ist endlich angekommen. Noch einen Tag länger, ich hätte Demetrov persönlich aufgesucht und ihn mit den Ansichten meines alten Meisters zu säumigen Handlangern vertraut gemacht. Ich habe seine schwarzen, blitzenden Augen nach all den Jahren noch vor mir, so nah am Wahnsinn und doch so mächtig. Er hätte kein Mitleid mit Demetrov gehabt, nicht so wie ich, und wenn er noch so nützlich ist. Diese Narben bleiben mir.

18. Travia 1012

Alles ist ausgepackt und vorbereitet für das erste Experiment. Der Aufbau ist perfekt. Ich habe es zweimal kontrolliert. Die Konstellationen sind nicht ideal, Mitte Travia, aber mit den Vorkehrungen wage ich die erste Anrufung.

19. Travia 1012

Schmerzen, brennende, bohrende Schmerzen. Der kommende Tag wird zeigen, ob ich lebe.

1. Boron 1012

Welche Ironie der Göttlichen und ihrer Widersacher. Es ist erster des Monats, der dem schwächlichen Herrn der Toten geweiht ist. Ihre Macht verweist ihn einmal mehr in seine Schranken. TGT.

Dreizehn Tage habe ich gegen den Tod gerungen und in schrecklichsten Träumen Ihre Wahrheit gesehen.

In der Mitte Ihres Reiches erhebt sich eine Feste aus reinster Nacht, in deren Mitte die Seelenmühle steht, wo die gefallenen Seelen ein Äon lang in kleinste Stücke zerrieben werden, um ihr als Daimon zu entsteigen. Wer aber im Diesseits ein Meister der Nekromantia, ohne um Gnade und Beistand zu winseln, den erhebt die Pracht der Finsternis zu großer Macht.

Dreizehn Nächte habe ich die Zwölfe verfluchend mit Ihrem Diener gerungen. Jetzt endlich ist er mein. Meine Macht über es ist fragil, ich muss unbedingt vorsichtiger vorgehen.

2. Boron 1012

Mein alter Meister erzählte mir einst von den Ausführungen Tharsonius von Bethana in einem seiner Werke zu den sphärologischen Auswirkungen von und auf derlei Anrufungen. Welch Zufall es dann zuerst erscheint, dass die Spektabilität der Akademie zu Neersand seine Ausbildung auf eben der Schule in Fasar genossen hat, der dieser Tharsonius vor Hunderten von Jahren vorstand. Ich werde ihn aufsuchen. Ob der sinistre Ruf der Schule gerechtfertigt ist? Vorsicht. Zeit hast Du Dank Ihr ewiglich.

07. Boron 1012

In starke Bannzauber gehüllt habe ich die Akademie vor den Toren aufgesucht. Meine Geschichte, ein Händler aus Festum von nicht unerheblichem Reichtum zu sein, haben sie geglaubt und so auch den Vorwand eine Sprache lernen zu wollen. Da ich eine großzügige Spende in Aussicht gestellt habe, bekomme ich nächsten Wassertag eine Audienz bei seiner Spektabilität. Geduld ist der Schlüssel, mein alter Meister hat das nie verstanden. Er wollte immer mehr und schnell musste es gehen. Keinerlei Mitleid hatte er mit jenen, die auf der Strecke blieben. Arme Karina, die er in den Wahnsinn trieb. Was erwartet man von solch einem Mann, der in der Einöde des Norden diesen Ehrgeiz in den dunklen Künsten erwarb und dessen Dank für seinen Lehrmeister der grausame Tod war.

12. Boron 1012

Verflucht sei der störrische alte Mann. Innerlich vor Wut brodelnd bin ich gegangen und in kaltem Zorn werden wir uns das nächste Mal sehen. Das schwöre ich! TGT. Corrolku hat eine Seelenruhe. Jeder munkelt diese dämliche Geschichte von seiner Läuterung bei den Firnelfen ist nur vorgeschoben. Warum springt er dann nicht auf meine Fragen an? Auf Korobar hat er gar nicht reagiert, kennt er meinen alten Meister nicht? Über Fasar wollte er nicht reden, misstrauisch wurde er bei Liscom.

24. Boron 1012

Fasar scheint eine Sackgasse. Über Corrolku komme ich nicht weiter. Ich habe Demetrov den Auftrag erteilt, eine vertrauliche Anfrage an die Dunkle Halle der Geister zu stellen. Seine Handelskontakte in den fernen Süden, ein paar Batzen in die richtigen Hände und niemand wird Fragen stellen.

Meine Macht über es bröckelt. Ich brauche dringend einen neuen Wirt, diesmal einen Menschen, schon um sicher zu sein. Hier im Viertel sollte ich eigentlich jemanden finden, der für ein paar Taler empfänglich ist und nicht vermisst wird.

19. Hesinde 1012

Heute lacht Sie mir zu aus Ihrem Reich. Im Widderhorn traf ich einen Eleven der Akademie mit seinem Mädchen. Dieser Laromir ist perfekt. In ihm schlummert astrale Macht, sein Ehrgeiz hätte sogar meinem alten Meister gefallen und die selbstgefällige Missachtung von Regeln. Rache ist mein!

Laromir wird ein eifriger Schüler sein, es gibt genug Wissen, das ihm verboten ist, in das ich ihn einweihen werde. Er hat eingewilligt sich heimlich und regelmäßig zu treffen. Genug Zeit, es schleichend und unauslöschlich in ihm einzupflanzen. Nur sein Mädchen kann mich nicht leiden und wird quatschen.

02. Firun 1012

Mit dem Besuch im Weinkontor hat sich auch dieses Problem erledigt. Herr Kneehaus brauchte nicht viele Eingebungen, um noch besser auf sein Töchterchen aufzupassen. Wie mein alter Meister schon sagte, sie sind nicht viel mehr als Vieh, mach es Dir zu nutze. Die passenden Erinnerungen, ein kleiner Gedankenanstoss und sie werfen sich freiwillig zu Füßen.

05. Phex 1012

Selbst Phex beschenkt mich reich, oder ist es TSF in seinem Neid auf Sie? Laut Demetrov hat er heuer schon neunhundert Batzen bei unserem Freund hinterlegt. Damit nicht genug, berichtet Laromir/Es heute von einem geheimen Hort in der Akademie, den es für mich öffnet wird. Geduld soll ich haben. Verflucht, es weidet sich an meiner Qual.

< Einige verbrannte Seiten >

01. Rahja 1012

Das Ritual ist ein voller Erfolg, auch wenn ich es nicht mehr aus seinem Wirt heraustrennen kann. Das Herzblut nährt die niederhöllische Macht und die brutale Gier hält die Seelen in Ihren Klauen. Ich kann Golgaris Kreischen hören, und doch sind sie im Diesseits mein, im Jenseits Ihr!

02. Rahja 1012

Es beginnt. Das erste Opfer hat sich erhoben und trägt die gleiche Gier nach Fleisch und Herzblut in sich wie mein Laromir. Der so erhobene scheint schwächer, aber was macht das schon, wenn sie zu Hunderten mein sind. Geduld! Halte sie unter Kontrolle bis zum großen Tag.

 < Der Rest der Seiten ist dem Feuer anheim gefallen. >