Downtime bis 1015 BF - Cordovan
Die Gräuel der Tobimora hatten wir hinter uns gebracht und in den darauffolgenden Wochen, die ich noch in Falkenberg verbrachte, war ich in mich gekehrt und hatte versucht die Geschehnisse für mich zu verarbeiten. Die Ereignisse in der Höhle, die lebenden Toten und das Massaker in der „Blutkammer“, waren selbst für mich, dessen Leben bestimmt ist vom Sterben und Tod, eine neue Erfahrung welche ich lieber nicht gemacht hätte. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was dieses in meinen Gefährten ausgelöst haben mag. Welche Ängste sie fortan in den Schlaf begleiten. Möge Marbo ihnen schöne Träume schicken.
Die Wochen in Falkenberg waren ansonsten begleitet von dem üblichen Ärger, der mich und meinen Bruder so weit auseinander getrieben hat. Meine Schwestern, gezeichnet von der harten Arbeit das eher unwirtliche Gut Reuenhold im Süden Falkenbergs zu bewirtschaften, meine Mutter die vor Trauer über ihren missratenen Sohn langsam vergeht und nun auch noch die Schulden, die mein Bruder bei Wolfharts lasterhaftem Vorgänger angehäuft hat. Obwohl es Wolfhart sichtlich unangenehm war die Schulden bei meinem Bruder einzutreiben, so ist es doch sein gutes Recht auch wenn meine Schwestern dadurch vermutlich noch härter arbeiten müssen.
Auf seine Frage hin, was ich ihm im Bezug auf meine Familie raten würde, kann ich ihm keine gute Antwort geben. Ich sage ihm, dass wenn er meine Schwestern fragen würde, diese ihm raten würden, meinem Bruder das Lehen zu entziehen und es einer von ihnen zu geben. Das entspricht zwar der Wahrheit, doch weiß ich nicht, ob der vermutliche Vorschlag meiner Schwestern, eine gute Idee wäre. Mein Bruder hat durch seinen extravaganten Lebensstil einige einflussreiche Leute kennen gelernt und ich weiß wie rachsüchtig er ist. Ob Wolfhart meinem Bruder im Ränkespiel gewachsen ist wage ich zu bezweifeln, liegen seine Stärken doch eher in der Wissenschaft und Magie. Bei meinem nächsten Besuch in Falkenhorst darf ich nicht vergessen ihn zu warnen.
Erschöpft von meiner eigenen Machtlosigkeit, die ich in Reuenhold bei jedem meiner Besuche erleben muss, reiste ich nach Gareth. Die Krönung des Reichsbewahrers Brin stand kurz bevor und auch wenn ich große Feste lieber meide, so hoffte ich bei einem solch einmaligen Ereignis ein wenig Zerstreuung zu finden. Die Offenbarung der Spaltung der Praioskirche und der Mord am Schwert der Schwerter halfen nicht gerade dabei. In Gareth erreichte mich eine Nachricht von meinem Tempel, der mich zurück nach Punin beorderte.
Da mich mein Weg über Ragath führte, nutzte ich die Gelegenheit da Vanya zu besuchen und ihm von meinen Erlebnissen zu berichten. Gerade die Geschehnisse in Neersand lagen mir auf dem Herzen und ich berichtete ihm davon. Ich bemühte mich völlig wertfrei zu sein, um ihn nicht durch meine persönliche Meinung zu beeinflussen. Er war sehr interessiert und besonders meine Befürchtungen bezüglich des Buches teilte er. Er versprach die Sache nicht aus den Augen zu verlieren und ich machte mich, im Wissen das mein inkonsequentes Einlenken in Neersand nun durch die Bannstrahler vielleicht doch noch in die richtige Richtung gelenkt würde, kurzfristig wieder auf nach Punin.
In Punin erfuhr ich von der Gründung des Ordens des heiligen Golgari unter der Führung von Lucardus von Kemet, welchem ich ohne Zögern beitrat. Die folgenden Monate beschäftigte ich mich während meiner Knappschaft im Kosch, mit der Festigung meiner mentalen, sowie körperlichen Fähigkeiten. Dem Abschluss der eher formalen Knappschaft folgte der Schlag zum Ritter Golgaris. Da ich versprochen hatte, zur Wiedereröffnung des Borontempels zu Falkenhorst dabei zu sein, machte ich mich kurz darauf auf die Reise. Ich freute mich schon darauf Emmeran, Rashid und Wolfhart wieder zu sehen und Bruder Marbert in dem neuen Gotteshaus alles Gute zu wünschen.
Auszüge aus dem Tagebuch des
Ritters Cordovan Boronar von Reuenhold