Downtime bis 1015 BF - Wolfhart

Nach unserer Rückkehr hat es nicht lange gedauert, bis ich Nachricht vom Herzog bekam. Natürlich waren es schriftliche, keine vierbeinigen Nachrichten. Nun gut, ich habe ja auch kein Anrecht auf eine Belohnung, schließlich bin ich Lehensnehmer. Der Herzog wies mich an, meinen Begleitern eine angemessene Belohnung auszuhändigen. Da die Baronie gerade knapp bei Kasse ist und der Aufbau des Tempels anstand, bat ich sie, dass ich ihnen einen Teil der Belohnung später aushändigen könnte. Cordovan bat mich, alles dem Tempel zu geben. In seinem Namen habe ich später ein großes Boronrad für den Tempel anfertigen lassen sowie eine Anschubfinanzierung für die Tempelkasse geleistet. Emmeran habe ich von meiner folgenden Reise nach Neersand drei Bücher mitgebracht, aus denen die ersten Exemplare von Emmerans Fibel wurden. Und Rashid war sich einfach nicht klar, was er denn wollte. Vielleicht meldet er sich noch einmal, ich will das auf keinen Fall vergessen.

Aus der Zeit nach der Rückkehr ist mir vor allem Eines in Erinnerung geblieben. Ich bestellte Cordovans Bruder ein, dem einzigen säumigen Lehensmann meiner Baronie. Nach einigen lauteren Worten hat er sich bereit erklärt – was blieb ihm auch übrig – seine Schuld zu zahlen. Wie ich in einem Gespräch, das ich kurz danach mit Cordovan führte, erfahren musste, geht das Ganze jetzt wohl zu Lasten von den Schwestern und der Mutter der beiden ungleichen Brüder. Mir war das Gespräch zuerst unangenehm, schließlich wollte ich nicht, dass Persönliches Cordovans und meine Beziehung belastet. Aber seine ruhige Art hat mir geholfen. Ich muss mir glaube ich überlegen, ob ich das Lehen nicht Cordovans ältester Schwester übertrage.

Der Anlass für das Gespräch mit Cordovan war eigentlich ein anderer: Gerüchte kamen mir zu Ohren, dass ich mich mit zwielichtigen Beratern umgeben würde, ja gar selber nicht zwölfgöttergefällig sei. Auch hörte ich, dass über Emmeran ein Dossier angefertigt würde. Ich benachrichtigte Rashid und Emmeran darüber und suchte eben das Gespräch mit Cordovan. Ich bat ihn, mir gegenüber eine Einschätzung abzugeben, warum man mich für nicht zwölfgöttergläubig halten könnte. Da in dem Gespräch auch noch einmal kurz die Geschehnisse in Neersand sowie offensichtlich mehrmaliges anlügen Cordavans durch meine Person zur Sprache kam, kam ich doch ins Grübeln. Gerade der letzte Punkt, der ja auch etwas mit persönlichem Vertrauen zu tun hat, gab mir zu denken. Ich nahm mir vor, deutlicher darauf zu achten. Eigentlich halte ich mich für einen loyalen, ehrlichen Mann, aber da mag der eigene Eindruck täuschen. Zu meiner Beruhigung konnte mir Cordovan nicht konkrete Ereignisse nennen, die den Eindruck der Gottlosigkeit erweckt haben könnten.

Mein Aufenthalt in Falkenberg war, wie erwartet, kurz. Ich hatte das dringende Bedürfnis, nach Neersand zu reisen. Dies tat ich, sobald ich den Wiederaufbau des Tempels auf den Weg brachte. In Neersand hatte ich längere Gespräche mit Corollku. Ich fragte ihn nach dem Status der grauen Magie in Verbindung zum Zwölfgötterglauben. Auch interessierte ich mich für weitere Beherrschungszauber und Informationen zur Dämonologie. Meine Idee, mich mit Sternenkunde zu beschäftigen, hat Corollku mir ausgeredet. Er ist ein guter Ratgeber, Mentor und Lehrmeister. Auch schaffte ich es in Neersand endlich das Ritual durchzuführen, dass eine Flamme in meinen Stab bindet und einige Zauber in ihrer Macht deutlicher zu erfassen. Mit dem Analysis steht mir jetzt auch ein weiterer Zauber zur Verfügung.

Ein schöner Nebeneffekt meiner Reisen war auch, dass ich wiederholt endlich wieder Kontakt zum anderen Geschlecht aufnehmen konnte. Mir scheint, in meiner Baronie sollte ich mich, was diese Dinge angeht, bedeckt halten.

Aus Neersand reiste ich weiter, um meine dort begonnen Vertiefungsstudien zum Verhältnis von Recht, Magie und Zwölfgötterglauben in Rommilys, wo auch der Hauptsitz der KGIA ist, zu vertiefen. Mit den dabei auch weiter vertieften Kenntnissen zur Magiekunde kann ich wohl behaupten, auf diesem Gebiet jetzt so etwas wie ein Gelehrter zu sein.

Den Rest der noch verbliebenen Zeit habe ich genutzt, um meinem Lehensherrn meine Dienste anzubieten, die er, z.B. bei seinem Besuch auf dem Reichstag zu Gareth, gerne in Anspruch genommen hat. Auch wenn Kunibald selber nicht gut gelitten ist, habe ich das Gefühl, dass sich mein Engagement bestimmt auszahlen wird. Außerdem versuchte ich, weiterhin einen guten Eindruck bei meinen Untergebenen aufrecht zu halten. Es gab zu meinen beiden Geburtstagen jeweils ein kleines Fest, außerdem wurde der Borontempel feierlich eingeweiht. Dass dabei Emmeran, Rashid und Cordovan anwesend waren, hat mich sehr gefreut.

Nun sitze ich hier und habe wieder nur kurz Zeit gefunden, ein wenig zu rekapitulieren, was passiert ist. Die Kürze der Aufzeichnungen zeigt, dass ich doch Anderes im Sinn habe. Eine Hochzeit steht an und ein Wiedersehen mit alten, guten Freunden.

Aus der nur sporadisch genutzten Tagebuchkladde von
Wolfhart Raibridar von Horigan zu Welmshof,
Baron von Falkenberg, Ehrenbürger von Gratenfels

vb says:

Rashid war sich sicherlich sofort klar, was er will. Da er demnächst wieder aufbrechen will, um noch mehr von Aventurien zu sehen, freut er sich über jegliche Aufstockung der Reiskasse in Naturalien und schnödem Mammon.