Neue Hoffnung
“„Unser Herr hat mit seinen Rittern gerade erst eine Waffe geschmiedet, warum sollte er diese sofort wieder zur Seite legen. Ich glaube nicht daran, dass du in einem Bett sterben wirst, Cordovan.“”
- Cordovan
Trallop, 7ter Tsa 1015 BF
Es ist der Abend des siebten Tsa, als uns Faber im Tempel des Todes zu Trallop aufsucht. Gerade hatten wir beraten, ob wir noch einen weiteren Abend in seinem Haus wachen sollten, da Emmeran der Ansicht war, dass ein Einbrecher vielleicht nicht direkt in der ersten Nacht nach einem Fehlschlag wieder zuschlagen würde. Er hat lange genug auf der Straße verbracht, um das zu wissen.
Faber, der ganz offensichtlich nicht zu den regelmäßigen Besuchern des Borontempels zählt, teilt uns mit, dass Gwynna zurück sei und sie uns sprechen wolle. Da wir keine Zeit verstreichen lassen wollen und uns brennend interessiert, was Gwynna zu berichten hat, machen wir mit Faber aus, dass er bis zur achten Stunde in seinem Laden auf uns warten soll. Sollten wir nicht auftauchen, soll er den Laden abschließen und auswärts nächtigen.
Gwynna wartet bereits im Feuerturm der Bärenburg auf uns. Wir berichten ihr, dass es Gernward wieder besser geht und ihn die Träume verlassen haben und es nun stattdessen uns erwischt hat. Nach einigen Fragen zu unserem Befinden und dem Inhalt unserer Träume, erzählt Gwynna uns, dass sie mit Luzelin gesprochen hat. Auch wenn Gwynna immer noch die weidener Floskeln, weise Frau, benutzt ist doch schnell klar, dass Luzelin das Oberhaupt eines Hexenzirkels im Blautann sein muss. Der Ehrfurcht in Gwynnas Stimme nach, muss Luzelin wohl eine sehr mächtige und alte Hexe sein.
In dem Gespräch machte Luzelin Gwynna klar, dass sie die Träume für Vorboten von einem anstehenden, großen Ereignis hält. Weiterhin konnte sie Gwynna einen Weg zeigen, wie sie mittels eines Zaubers vermag selbst in Träume zu reisen oder andere in Träume zu schicken. Dies soll laut Luzelin dabei helfen, den Traum für den Träumenden erträglicher zu machen. Wie das genau helfen soll, kann Gwynna, auch nach Wolfharts wiederholtem Nachfragen, nicht beantworten. Da sie nun weiß, dass nicht mehr Gernward das Opfer ist, sondern wir, bietet Sie uns diese Traumreise an.
Ob Gernward auch mit in unsere Träume kommen will, möchte sie vorab unter vier Augen mit ihm besprechen. Auf unsere Erzählungen hin, dass wir versucht haben etwas über die Beziehung von Gernward und dem Geweihten von Greifenberg herauszufinden, erzählt sie uns, dass von Greifenberg nicht unschuldig am Tod von Gernwards Frau war. Er hat sie für einen vermeintlichen Diebstahl, obwohl sie ein Kind unter dem Herzen trug, zu zwanzig Stockhieben verurteilt. Aufgrund dieser Tortur verlor sie ihr Kind und starb wenige Monate danach an Gram.
Nach einigem Hin und Her beschließen wir, dass wir heute Nacht nicht in Fabers Laden auf den Einbrecher warten werden, sondern hier in der Burg versuchen werden, uns den Träumen zu stellen. Da wir allerdings befürchten, dass der Einbrecher hinter Gernward her ist, bringen wir diesen kurzerhand vom Borontempel auf die Burg. Auch wenn die Räumlichkeiten beengt sind, schaffen wir es noch ein Schlaflager für Gernward in unserem Zimmer herzurichten.
Während ich gerade dabei bin, den von Bruder Josold geliehenen Karren in den Stall zu bringen, fängt mich eine Wache ab und berichtet, dass die Torwache zwischen Altentrallop und dem Burgviertel eine verdächtige Gestalt durchs Wasser schwimmen sah. Obwohl ich Bruder Josold und Mutz gewarnt hatte, dass der Einbrecher der hinter Gernward her ist, auch im Tempel auftauchen könnte, ist mir nicht wohl bei dem Gedanken, den alten Priester und seinen Gehilfen allein gelassen zu haben. Ich leihe mir ein Pferd der Wache und mache mich eilig auf den Weg zum Tempel. Glücklicherweise finde ich die beiden unversehrt vor. Es war allerdings jemand dort. Im Eingangsbereich finde ich eine Spur von kleinen Wasserpfützen die in den hinteren Zellenbereich führt. Der Einbrecher scheint sich also öfter im Wasser aufzuhalten.
Da der Abend schon fortgeschritten ist und meine Freunde sicherlich warten, mache ich mich auf den Rückweg. Unser Zimmer ist bei meiner Rückkehr schon zum Bersten gefüllt. Gwynna erklärt uns, dass es am einfachsten ist, wenn nur einer träumt und sie die anderen in dessen Traum schickt. Obwohl ich am längsten ohne Schlaf auskommen musste, wage ich nicht die beiden in meine zerstörerischen Träume zu lassen. Zu erschütternd waren diese und die Nachwirkungen zum Teil katastrophal. Ich fürchte ich würde die beiden in meinen Träumen vernichten. Da Wolfhart nach mir am längsten ohne Schlaf auskommen musste, entscheiden wir uns für seinen Traum.
Kurz nachdem Wolfhart eingeschlafen ist, wird er deutlich unruhiger. Er wälzt sich hin und her, was für uns das Zeichen ist, das er angefangen hat zu Träumen. Gwynna begibt sich augenblicklich in eine Art Trance und ich spüre wie der Zauber zu wirken anfängt und sich die Realität um mich verändert.
Wolfhart träumt das er auf einer verdorrten Welt am Ende der Zeit das einzig übrig gebliebene Wesen ist. Die Seen sind verdampft, die Berge geschmolzen und wohin er sich auch wendet, er ist und bleibt der einzige. Er ist beseelt von Wut und Hass und gibt seinem Hass Gestalt. Er sendet ihn aus in die Weiten und hofft auf Antwort, doch er ist allein. Äonen später doch kehrt sein gestaltgewordener Hass zurück und stürzt sich auf das letzte Lebewesen, welches er finden konnte.
Das ist der Ort den wir vorfinden als wir in Wolfharts Traum eintreten. Auf einer verdorrten Ebene ist das einzige was wir sehen, eine Gestalt die sich umhüllt von schwarzen, armdicken Schlingen in Qual windet. Die Schlingen scheinen eine Art Eigenleben zu haben und versuchen auch uns zu umschlingen. Während Emmeran mit Beherztheit die Hand der umschlungenen Gestalt ergreift und versucht diese herauszuziehen, mache ich mich daran auf die Schlingen einzuschlagen. Mein geweihter Hammer zerteilt diese mühelos und nach einer Weile haben wir die Gestalt befreit. Wie nicht anders erwartet ist es Wolfhart. Kurz darauf wachen wir auf, doch ob unsere Anstrengungen etwas bewirkt haben, werden wohl nur die nächsten Tage zeigen. Auch wenn es nur ein Traum war, so sind die Verletzungen, welche wir in dem Kampf mit den Schlingen davongetragen haben, sehr real und wir alle fallen erschöpft, kurze Zeit später wieder in einen traumlosen Schlaf.
Trallop, 8ter Tsa 1015 BF
Diesen Morgen geht es uns allen ein wenig besser und auch Gernward sieht wieder so aus als wenn Golgari auf halbem Wege umgedreht hätte. Unschlüssig wie es nun weiter geht, gehen wir alle unserem Tagwerk nach. Ich bringe den Karren zu Bruder Josold zurück, Emmeran besucht Gwynna und erfährt von ihr, dass Gernward eine Reise plant zu der er uns mitnehmen will. Das wird er uns aber noch selbst sagen.
Wolfhart besucht seinen Lehnsherren wo er durch Zufall erfährt, dass es tatsächlich auf der Bärenburg so etwas wie einen Hofmagier geben soll. Gille von Echsenstein ist allerdings nicht sonderlich gut gelitten und die gute Stellung von Gwynna verbessert seine Situation nicht gerade. Er bewohnt einen eher ungemütlichen Turm im Norden der Burg und hat sich dem Suff hingegeben. Als Wolfhart ihn des Morgens besucht, ist der Kampfmagier aus Beilunk schon sehr angetrunken und die Fragen nach den ungewöhnlichen Aspekten unserer Bezauberung vermag er nicht zu beantworten. Er hat sich vollends dem Suff und der Untersuchung der Neunaugen verschrieben. Beides Dinge mit denen ich nichts anfangen kann.
Ich unterdessen habe eine klärendes Gespräch mit Bruder Josold. Er glaubt, dass die Träume eine Prüfung seien und das wir zu etwas Größerem bestimmt wären. Ich schöpfe Hoffnung aus seinen Worten und verbringe den Rest des Tages im Gebet. Da ich mich im Tempel des Todes aufhalte bekomme ich die Nachricht das in der Burg eine tote Wache gefunden wurde, erst gegen Abend. Der Einbrecher aus der Sattlergasse ist uns also doch gefolgt und hat seinen Weg in die Burg gefunden. Ich freue mich darauf ihm zu zeigen wo sein Weg endet.