Ein gefundenes Fressen
Gut Hardering , 28ter Travia 1016 BF
Wir inspizieren Gut Hardering und beschließen zur Sicherheit, Boril mit Karren und Pferd sowie Liasanya außerhalb warten zu lassen. Aus den Kaminen der Gutshäuser steigt kein Rauch auf, was uns vermuten lässt, dass zumindest die Geschichte vom Überfall auf das Gut der Wahrheit entspricht. Da wir nicht sicher sein können, ob die Rotte Orks sich dort noch aufhält, schleichen wir zu dem am nächsten liegenden Gebäude.
Die Wirtschaftsgebäude sind verlassen und der Stall scheint durchwühlt. Bei genauerer Untersuchung entdeckt Emmeran allerdings gefrorene Blutspuren in einem der Gebäude. Im Hof entdecken wir, vom Pulverschnee zwar verdeckt aber dennoch sichtbar, einige Spuren, die zwischen dem Hauptgebäude und dem Gesindegebäude hin und hergehen. Je länger wir uns dort aufhalten, desto deutlicher werden die Spuren, welche davon zeugen, dass es hier eine Gewalttat gab. Läden sind beschädigt, Türen aufgerissen, die Besitztümer durchwühlt.
Während Wolfhart noch die Spuren beobachtet, öffnet sich die Haustür des Haupthauses und Urjel von Hardering tritt ins Freie. Als er uns erkennt begrüßt er uns und berichtet was er hier vorgefunden hat. Die Orks, welche sich noch in der Nähe aufhalten, hätten wohl in mehreren Nächten hintereinander das Gut angegriffen. Obwohl sie zahlenmäßig überlegen waren, haben diese das Gut nicht komplett überrannt, sondern sich nach und nach einzelne Gutsbewohner gegriffen. In der ersten Nacht haben Sie den Bruder und den Knecht erschlagen, in der nächsten Nacht, die Amme usw.
Hinter dem Geweihten tritt ein Mann in einfacher Lederkleidung, mit einer langen Narbe unter dem rechten Auge und einer hässlichen Fellkappe aus dem Haupthaus. Der Fremde stellt sich als Rondraich von Altweiler, Kundschafter des Baron Avon von Nordfalk vor. Da es mittlerweile schon recht spät und kalt geworden ist, schlägt Emmeran vor, dass Gespräch im Haupthaus weiter zu führen.
Der Kundschafter berichtet, dass die Rotte in etwa zwei Dutzend Orks stark ist und sich in dem Wald hinter dem Gut aufhält. Urjel glaubt, dass sie sich ihrer Stärke bewusst sind und deshalb mit den Hofbesitzern gespielt haben. Wir finden das sehr seltsam. Warum sollten die Orks sich im Wald zusammen rotten, wenn sie stattdessen ja einfach ein Haus besetzen könnten. Irgendetwas ist faul an der ganzen Geschichte.
Rondraich weiß, dass die Rotte vor vier Tagen das letzte Mal hier gewesen ist. Urjel schlägt vor eine Miliz auszuheben und gegen die Orks zu ziehen. Ich halte das für ein Selbstmordkommando und denke das die Bewohner sich besser verbarrikadieren und nach Soldaten schicken sollten. Während wir noch diskutieren, was der beste Plan wäre, bittet Rondraich Urjel nach nebenan und bespricht etwas mit ihm. Der neugierige Emmeran kann es natürlich nicht lassen und lauscht an der Tür während die beiden sich unterhalten. Er bekommt mit, dass Rondraich und Urjel streiten. Rondraich fordert, dass Urjel uns die Wahrheit sagt. Emmeran stürmt daraufhin in den Raum und stellt den Rondra Geweihten mit harten Worten und Beschimpfungen zur Rede. Urjel, der diese Art der Respektlosigkeit nicht gewohnt ist, wird sehr ärgerlich und ist kurz davor Emmeran zu schlagen. Das scheint Emmeran allerdings nicht zu beeindrucken und er fordert im Namen des Herzogs, dass Urjel mit der Wahrheit herausrückt. Urjel erzählt daraufhin, mit Zorn in der Stimme, dass die Leichen seiner Verwandten übel zugerichtet waren.
Da Urjel die Worte nur schwerlich über die Lippen kommen, übernimmt Rondraich die detaillierten Beschreibungen der Leichen. Einige Leichen waren aufgeschnitten, einige ausgeweidet, allen fehlte Blut. Seine Beschreibungen deuten auf eine weitere Kreatur des Namenlosen hin. Einzig und allein die Tatsache, dass auch tagsüber gemordet wurde ist seltsam. Als wir wieder in die Haupthalle gehen, droht Urjel, dass Emmeran zu weit gegangen sei und dass er ihn irgendwann außerhalb des Dienstes am Herzog erwischen wird.
Ich vermute, dass der Vampir sich bei den Orks aufhält und deshalb überlegen wir, wie wir uns dessen am besten versichern können. Wir beraten uns, ob wir nicht einen der Orks gefangen nehmen können. Ich schlage vor, dass wir einen Kundschafter fangen, aber Rondraich hält es für einfacher einen der Orks am Rand des Lagers zu überwältigen, da das deutlich schneller gehen würde. Während des gesamten weiteren Gesprächs sticheln Emmeran und Wolfhart auf Urjel ein, was diesen zusehends wütender macht. Wir beschließen im Lauf des morgigen Tages einen kleinen Trupp Orks aufzureiben und einen gefangen zu nehmen.
Da der Abend schon weit fortgeschritten ist, legen wir uns in die Stube zum Schlafen. Bevor uns allen die Augen zufallen, bitte ich meine beiden Begleiter mit den Stichelei gegenüber Urjel aufzuhören, der Mann habe schließlich gerade seine ganze Familie verloren und hätte in den Orks ein naheliegendes Ziel gefunden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er lieber gegen ein offensichtliches Ziel wie die Orks ziehe, als einem vermeintlichem Phantasiewesen hinterher zu jagen.