Ein Orkvampir?
Gut Hardering, 29. Travia 1016 BF
Am Morgen ist Rashid immer noch nicht da, wir führen unsere abendliche Diskussion, wie wir jetzt weitermachen wollen, also ohne ihn fort. Ich forciere eine Entscheidung, nach der nicht erst Tage ins Land ziehen, sondern bei der wir frische Spuren suchen, auch auf die Gefahr einer kämpferischen Auseinandersetzung hin. Ich will das hier schnell hinter mich bringen, damit ich weiter der Sache um mein Auge und Liscom nachgehen kann.
Rondraich führt uns drei Stunden durch die schneebedeckte Wildnis, bis wir zu einer Stelle mit frischeren Spuren von wahrscheinlich drei oder vier Orks kommen. Wir versuchen uns hier so gut es geht in Deckung zu begeben ohne einzufrieren, während Rondraich nach einem potentiellen Rückweg für die Orks sucht, die ja wahrscheinlich auf einem Rundweg die Gegend ablaufen. Nach gut vierzig Minuten kehrt Rondraich zurück, um uns an eine andere Stelle zu führen. Dort teilen wir uns in zwei Gruppen auf, um den Orks mögliche Fluchtwege abschneiden zu können. Der Plan ist, einen von ihnen lebend zu erwischen, um ihn dann ausfragen zu können.
Nach gut einer Stunde sehen wir drei Orks über einen Hügel kommen. Bevor sie uns erreichen nutze ich eine magische Kraft, die ich bisher selten angewandt habe: Ich steigere Cordovans Kampfeskraft. Kurz darauf sehen die Orks dir Gruppe mit Rondraich, Cordovan und mir. Cordovan stürmt los und stellt sich ihnen als erster entgegen. Ich folge ihm und werde von einem der Orks mit einem Speer schwer getroffen. Weitere Fernwaffen gehen neben mir nieder, offensichtlich erkennen die Orks in mir einen Magier. Dem Ork, der mich getroffen hat, strecke ich mit zwei Fulminictus nieder. Erneut wird mir dabei die auszehrende Macht dieses Zaubers deutlich. Als die anderen mit zum Kampfgeschehen stoßen, wird schnell klar, dass die Orks uns klar unterlegen sind. Ich fordere daraufhin die Orks auf, sich zu ergeben. Sie geben auf, was Emmeran jedoch nicht daran hindert, einen von ihnen noch eine solche Wunde zu verpassen, dass wir ihn darauf folgend erstechen. Den verbliebenen, ebenfalls verletzten Ork nehmen wir mit auf den beschwerlichen Weg zurück nach Gut Hardering.
In der folgenden Befragung fungiere ich als Übersetzer. Mein seit dem Orkensturm nur noch einmal benutztes Orkisch ist ziemlich eingerostet, ich hoffe, ich verwechsle nicht Äpfel und Birnen. Der Ork beteuert, dass er und die anderen Orks nicht für die Toten auf dem Gut verantwortlich sind. Ihr Priester wüsste, wer es gewesen sei: Ein Ork, der etwas größer sei als sie, mit Augen von Dunkelheit und blutigen Malen. Zu diesen Malen kann er uns nichts sagen. Der Ork kämpfe mit Klauen oder einem Schwert. Im Auftrag des Priesters suchten sie diesen Ork. Seit sie ihn suchen, hätten sie keine Menschen mehr getötet. Sie, dass seien mindestens vier Hände an der Zahl – wobei es sich auch um viel mehr handeln könnte, da der Ork nicht zählen kann. Wir lassen den Ork vorerst am Leben, um ihn gegebenenfalls als Boten einsetzen zu können.
Nach der Befragung entbrennt zwischen Liasanya und Cordovan eine Diskussion darüber, was der Orkpriester (oder Schamane?) wohl mit einem Vampir will. Auch taucht die Frage auf, ob wir vielleicht mit dem Priester, der wohl ein Tairach-Geweihter ist, verhandeln sollten. Emmeran wird die ganze Diskussion zu viel und er rennt kurz heraus, um sich abzukühlen. Als er wieder hereinkommt, sucht er mich Cordovan, Liasanya und mir das Gespräch. Im Kern geht es ihm darum, dass er im Weiteren auf Urjel verzichten und nur noch mit Rondraich arbeiten will. Das Fass zum überlaufen hat die Tatenlosigkeit Urjels beim Kampf gegen die Orks gegeben, etwas, das mir gar nicht aufgefallen war. Cordovan versucht ihm zu erläutern, dass der Kampf so, wie er abgelaufen ist, für einen Rondrageweihten nicht gottgefällig gewesen wäre. Das müsse Emmeran verstehen.
Die Zwölfe seien Dank führen wir diesen Streit nicht weiter, sondern diskutieren, was wir jetzt tun wollen. Emmeran plädiert dafür, mit dem Priester zu verhandeln, was Cordovan ablehnt. Liasanya bringt wiederum die gute Alternative zur Sprache, dass wir doch nach dem Versteck des Vampirs suchen könnten. Sie schließt aus dem, was wir bisher wissen, dass der Vampir vielleicht zurzeit nicht weg kann. Ich unterstütze Liasanya und auch die beiden anderen lassen sich davon überzeugen. Am nächsten Morgen wollen wir los.
Gut Hardering, 30. Travia 1016 BF
Emmeran begibt sich in das Dorf, auch, um nach Rashid zu sehen. Wir anderen lassen uns von dem Ork beschreiben, wo wir Vampirspuren finden können. Rondraich macht sich auf den Weg, diese zu suchen. Nach einigen Stunden kehrt er wieder. Er beschreibt uns einen Ort, den die Orks offensichtlich häufiger kontrollieren. Es handelt sich um eine kleine Turmruine, bei der es auch einen Kampf gegeben haben muss. Spuren gehen von dort zu einer Felsspalte in einem Hügel, die die Orks auch kennen müssen, denn es lassen sich Schmierereien um den Felsspalt finden, die wohl orkischen Ursprungs sind. Da es schon wieder dunkelt, bleiben wir den Rest des Tages in der wohligen Wärme des Gutes.
Gut Hardering, 01. Boron 1016 BF
Wir brechen auf, sobald es ein wenig hell geworden ist. Liasanya und Boril bleiben zurück, sie kümmern sich um die Bewachung des Orks.
Nach knapp eineinhalb Stunden erreichen wir den Hügel, von dem Rondraich gesprochen hatte. Ich schlage vor, doch gleich in den Spalt zu gehen. Ich mache mein Licht an, damit wir etwas erkennen können. An den Wänden des Spaltes finden wir viele orkische Symbole. Nach ein paar Metern weitet sich der Spalt zu einer größeren Höhle, in der ein Kampf stattgefunden haben muss – oder aber eine bestialisches Schlachtritual. Überall finden sich Leichenteilen und Orkblut. Weiter hinten gabelt sich die Höhle.
Wohin die Wege wohl führen und ob es schlau ist, einem zu folgen?