Wolken am Horizont

Wolken am Horizont

Es ist der erste Boron und meine Gefährten befinden sich – noch ohne meinen Beistand – in der Höhle des Orkvampirs. Und zwar genau dort, wo er fünf seiner ehemaligen Stammesbrüder auf gar bestialische Art und Weise niedermetzelte, wie eine Untersuchung Cordovans an den Orkleichen offenbart. Diese Kampfkraft und die von meinen Gefährten nicht zu lesenden Zeichen an der Höhlenwand führen zu einer von Emmeran und Wolfhart hitzig geführten Diskussion, wie weiter vorzugehen sei. Emmeran führt an, dass er mit den Orks sprechen möchte, um einerseits mehr über die Zeichen zu erfahren, die den Ork offensichtlich in der Höhle bannen. Andererseits erhofft er sich davon besser vorbereitet in den Kampf mit diesem augenscheinlich recht mächtigen Gegner zu gehen. Wolfhart ist der Meinung, dass dies nur Zeitverschwendung ist und man voran machen solle. Nachdem auch noch Urjel und Rondraich in die Diskussion einsteigen forciert Emmeran seinen Wunsch indem er unbeobachtet von allen anderen eine magische Dunkelheit beschwört, ausruft „Das war der Vampir!“ und wen er gerade greifen kann eilig zum Eingang zieht. Dort angekommen entbrennt die Diskussion aufs Neue – jetzt auch noch darum bereichert, wie zaubermächtig der Vampir ist und ob es wirklich der Vampir war, der diese Dunkelheit hervorrief. Während Wolfhart noch diesen letzten Aspekt untersucht und darüber nachsinnt, dass Druiden solche Dunkelheit heraufbeschwören können, und Cordovan lakonisch einwirft, dass dies den Brüdern seines Ordens auch möglich wäre, stoße ich – voller Tatendrang – endlich wieder zu meinen Gefährten.

Zunächst komme ich jedoch kaum dazu, mich über das Wiedersehen zu freuen, da eine andere Situation meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Während nämlich der Rest der Gruppe noch darüber diskutiert, wie nun weiter vorzugehen ist, scheint es so, als ob Urjel die Wespe gestochen hätte, verkündet er doch, dass er jetzt ausziehen werde, die Orks zur Rechenschaft zu ziehen. Meine Erinnerung, dass dies ja wohl im Widerspruch zu seinen Pflichten als Geweihter der Rondra stehe, reizt ihn dermaßen, dass er kurz davor steht mich zu fordern. Als ich ihm entgegne, wir könnten ja erst die Höhle untersuchen und dann können er darüber nachdenken, ob nicht doch Wahrheit in meinen Worte läge, schiebt er diese Forderung auf, merkt aber hitzig an, dass es jetzt genug sei und der Herzog offensichtlich die falschen Leute mit dieser Aufgabe betraut habe. Allerdings schiebt er mich auch Richtung Höhle und der Rest der Gruppe außer Emmeran folgt uns. Ich kann nur hoffen, dass er weniger auf die Worte hört, die ihn verletzen mussten, als vielmehr erkennt, welche Wahrheit sie enthielten, und dass ich ihm einen Dienst erwiesen habe. Ich bezweifle allerdings, dass er dies tun wird, achten diese adeligen Schnösel doch alle mehr auf ihren Schein als auf ihr Sein. Ob dies wirklich Dienst im Sinne der Göttin ist, wage ich zu bezweifeln.

Die Situation in der Höhle ist schnell beschrieben. Egal wie stark wir dem Vampir zusetzen, heilen doch seine Wunden viel zu schnell und scheint es unmöglich ihn mit Waffengewalt zu bezwingen. So bleibt uns nichts anderes übrig als einander deckend und immer wieder füreinander in die Bresche springend den Rückzug anzutreten. Ich bin nur froh, dass Urjel sich mit uns zurückzieht. Wenn er sich dort geopfert hätte, so wüsste ich nicht ob ich damit jemals fertig geworden wäre. So jedoch stellt sich für mich die Frage, wie er nun zu seiner Forderung und der Aussage der Herzog habe die falschen Leute ausgesucht, steht. Ich werde ihn auf jeden Fall damit konfrontieren und ihn nicht dieser Konfrontation fliehen lassen. Wenn er mich schlagen muss – Ok. Aber er soll sich der Frage stellen, ob er damit leben könnte, dieser Höhle den Rücken gekehrt zu haben. Da ich mich und er sich auch im Moment jedoch kaum auf den Beinen halten könne, bleibt mir vorerst nur die phexische Bemerkung, dass diese Konfrontation wohl bis morgen warten muss. Immerhin kann er darüber fast lachen.

So kehren wir zum Gut zurück, wo wir erfahren, dass Emmeran den Gefangenen freigelassen hat um ein Treffen mit den Orks vorzubereiten. Dies bringt Wolfhart dermaßen auf, dass er vorerst den Raum verlässt ohne ein weiteres Wort zu sagen. Dabei soll es jedoch nicht bleiben, wirft er nachdem er zurückgekehrt Emmeran vor, sich nun schon zum wiederholten Male über Gruppenabsprachen hinweg gesetzt zu haben. Das vorläufige Ende dieser wieder einmal recht hitzig geführten Diskussion ist Emmerans Frage: „Was macht ihr jetzt, außer gerechte Reden zu schwingen.“ Ich kann nicht umhin, ich muss ihm zustimmen. Allerdings ist auch Cordovans Einwand „Wohin soll das führen? Tairachs Zeichen auf meinem Hammer?“ – aus seiner Perspektive – nachzuvollziehen. Nichtsdestotrotz stellt sich auch hier für mich die Frage, ob Boron wirklich so erzürnt wäre, wenn einer seiner Geweihten mit einem von einem Götzen gezeichneten Hammer ein von den Göttern verfluchtes Wesen vernichten würde…

Da sich heraus stellt, dass niemand sonst Emmeran begleiten will, biete ich ihm an ihn zu begleiten. Er lehnt dies jedoch ab und macht sich letztendlich alleine auf den Weg zu den Orks. Vorher teile ich jedoch noch meine Idee mit ihm, den Orks nahe zu legen, wie sie ihre Stammesgefährten rächen könnten. Dies ist ihm auch gelungen, wie er uns später berichtet. Da ich jedoch nicht ansatzweise ein so guter Erzähler wie er bin, kann ich die Geschehnisse hier nur skizzieren: Nachdem er im heldenhaften Zweikampf den stärksten Krieger der Orks bezwang und so seine Kunst als Kämpfer darlegte, schenkte ihm der Schamane sein Ohr. Emmeran nutzte diese Situation um mittels einer Geschichte den Orks mitzuteilen, dass Vampire von Göttern verfluchte Wesen sind und dass insbesondere den Göttern geheiligte Zeichen diese verletzen können.

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Rashid