Ennui

Altnorden , 9ter Boron 1016 BF

Nachdem uns Sapallyo die Adressen zu den Wohnstätten der beiden Vorarbeiter nennt, machen wir uns zuerst zum Hause Halmans auf. Als auf unser mehrmaliges Klopfen niemand öffnet, beginnen wir das Gespräch mit einer Nachbarin, zu der Emmeran schnell ein gutes Verhältnis aufbaut. Sie beschreibt Halman als beliebten Mann mit kumpeliger Art, der sich rührend um seine seit einem Vorfall mit Orks schwerkranke Frau Rebanya kümmert.

Wir ziehen weiter zur Baustelle, da wir denken, dass wir Halman dort antreffen müssten. Anwesend ist er dort aber nicht. Uns wird mitgeteilt, dass er meist zusammen mit dem anderen Vorarbeiter Wolfhart die Nachtschicht hat. Einer der beiden fungiert jeweils als Vorarbeiter, der andere tut normalen Arbeitsdienst. Bei uns stellt sich der Eindruck ein, dass Halman in der Tat recht beliebt ist, etwas, das auf Wolfhart anscheinend nicht in gleicher Weise zutrifft. Wir gehen zum Bauschuppen, um uns die Schichtpläne anzusehen, die der Vogt dort für uns hinterlegt hat. Diese bestätigen, dass beide meist zusammen arbeiten. Uns fällt auf, dass Halman in der Nacht vor der letzten Neumondsnacht und an Neumond selber krank gemeldet war. Außerdem stellt sich heraus, dass alle Vermissten in den Vorarbeiterschichten von Wolfhart von der Baustelle verschwunden sind.

Nun wollen wir auch Wolfhart aufsuchen, um noch einmal mit ihm zu reden. Auch er macht nicht auf. Daher brechen wir hier erst einmal ab und gehen zurück zum Gasthof, um noch einmal mit Sapallyo zu sprechen. Emmeran macht noch einen kurzen Abstecher zur Nachbarin von Halman. Als er später während unseres Gesprächs mit Sapallyo zu uns stößt berichtet er, dass diese für uns ein Auge auf dessen Haus werfen wird. Emmeran hat einfach eine Verbindung zu Frauen eines bestimmten Alters.

Von Sapallyo, auf den wir länger warten müssen, wollen wir zuerst über den Vampir, von dem er uns berichtete, wissen, wie derjenige, der es wusste, von der Travianemesis des Vampirs Kenntnis erlangt hatte. Beobachtung sei das Mittel gewesen, so Sapallyo, ansehen, wie die häuslichen Begebenheiten des jeweiligen Gesuchten sind. Ausgehend hiervon spekulieren wir zuerst mit ihm, dann in kleiner Dreierrunde – Rashid hat immer noch Probleme mit Essen und Kälte – darüber, welche Nemesis der Vampir hier in Altnorden haben könnte. Beides seinen Handwerker. Dies führt uns natürlich zu Ingerimm, aber auch zwei oder drei andere Götter kommen, wenn auch weniger deutlich, in Frage. Jedenfalls lässt sich schon einmal eine gute Handvoll ausschließen.

Wir brechen erneut zu Wolfhart aus. Wie bereits angenommen, hat er geschlafen und uns vorhin nicht gehört. Wir drängen uns auf, so dass er uns widerwillig hereinlässt. Während des folgenden, nicht sehr ergiebigen Gesprächs, testet Cordovan Wolfhart erfolglos auf eine mögliche Praiosverfluchtheit. Emmeran fragt Wolfhart nach konkreten Verdachtsmomenten bezüglich seiner Anschuldigung gegen Halman, die jener aber nicht liefern kann.

Wir ziehen wieder zu Halman, der erneut nicht aufmacht. Emmeran bringt der Nachbarin noch einen kleinen Kuchen vorbei, den er auf dem Weg besorgt hat. Sie sagt ihm, dass die Kinder Halmans – eines acht, das andere zwölf Jahre alt –, von denen wir auf der Baustelle erfahren hatten, im Winter immer bei Verwandten außerhalb der Stadt untergebracht sind. Die Zeit bis zur Nacht schlagen wir großteils gelangweilt tot. Kurz vor der Nachtruhe brechen wir auf, um uns Feuer aus einem Herd- und einem Schmiedefeuer zu besorgen. Hiermit wollen wir die Travia- oder Ingerimmverfluchtheit der Vorarbeiter bei einem weiteren nächtlichen Besuch auf der Baustelle testen. Bei übelstem Wetter treffen wir Halman an. Ich zaubere einen Odem und wie bereits bei Wolfhart erkenne ich eine schwache Magie. Es handelt sich um verunreinigtes Gewebe, jedoch kann ich die Ursache der Verunreinigung nicht deuten. Vielleicht habe ich das erste Mal die Aura eines Vampirs gesehen!

Danach gleicht sich die Stimmung in unserer Gruppe dem Wetter an. Auf geradezu dilettantische Weise gibt Emmeran zu verstehen, dass er noch irgendetwas vorhat. Cordovan und mir ist sofort klar, dass Emmeran sich zu Halmans Haus begeben will, um dort einzusteigen. Ich unterstütze zwar diesen Plan, die Art und Weise, wie sich das nun folgende Gespräch entwickelt, geht mir jedoch so gegen den Strich, dass ich lieber nichts sage. Cordovan besteht darauf, dass Emmeran ihm verspricht, nicht in das Haus einzusteigen. Natürlich verweigert Emmeran dieses Versprechen, dabei sich windend, einen Grund zu finden, der ihn aus der Nummer irgendwie ohne direkte Lüge herauskommen lässt. In großer Weisheit lässt es Cordovan dann irgendwann gut sein und begibt sich ins Bett, während ich Emmeran zum Hause Halmans folge. So schmerzlich sie für Cordovan sein muss, so glaube ich in seinem Handeln doch eine richtige Entwicklung zu erkennen. Er mag es sich nicht eingestehen, aber vielleicht macht sich bei ihm durch die jahrelange Begleitung von Emmeran, Rashid und mir langsam der Gedanke breit, dass es die Welt, wie er sie sieht, nicht gibt und ein Handeln, das auf einer falschen Vorstellung von der Welt beruht, nur zufällig zum Ziel führt. Dem Unrechten in der Welt ist mit den manchen Prinzipien nicht Herr zu werden.

Aus den Aufzeichnungen von
Wolfhart Raibridar von Horigan zu Welmshof,
Baron von Falkenberg, Ehrenbürger von Gratenfels,
Adept der Schule der Beherrschung zu Neersand
Beauftragter des Herzogs Waldemar von Weiden