Neue Erkenntnisse und eine heiße Spur

„Ich bin ein Nachtschwärmer, am hellichten Tage bin ich kaum zu gebrauchen!“
- aus: Tanz der Vampire

Altnorden, in der Nacht zum 10. Boron 1016, Halmans Haus

Wolfhart und ich zögern nicht lange, sondern brechen durch eins der hinteren Fenster in das Haus des Verdächtigen ein. In der Küche stellen wir im Licht von Wolfharts Fackel fest, dass dort keine frischen Lebensmittel lagern. Ein erster Hinweis, der unseren Verdacht bestätigt. Schon hinter der nächsten Tür im kleinen Flur des Hauses hören wir zu unserem Schrecken ein leises Fauchen – ist Halman etwa doch zu Hause? Nun sind wir einmal hier und müssen das Risiko eingehen. Vorsichtig öffne ich die Tür und blicke in ein Schlafzimmer mit einem großen Bett, einem Schrank und einer Kleidertruhe. Ein beißender Gestank weht uns entgegen. Zwischen den Decken und Kissen des Bettes bewegt sich eine Gestalt, die sich auf beiden Händen abstützt und mich mit gefletschten Zähnen anfaucht. Es muss sich dabei um Halmans Frau handeln, die sich auf Grund ihrer Verstümmelung jedoch kaum fortbewegen kann. Dennoch mahne ich zur Vorsicht, denn alle Anzeichen deuten für mich darauf hin, dass es sich auch hier um einen Vampir handelt. Wolfhart spricht Rebanja an, die daraufhin um Hilfe fleht, um ihn in ihre Nähe zu locken. Er hält jedoch Abstand und bleibt nur lange genug, um seine magische Analyse zu vollenden, die ihn erkennen lässt, dass dieses Wesen eine ähnliche magische Aura umgibt, wie er sie auch bei Halman selbst gesehen hat. Da wir nun sicher sind, dass der Vampir uns nicht folgen kann, durchsuchen wir schnell die anderen Räume und entdecken, dass ein zwölfgöttliches Symbol aus einem der Balken entfernt wurde. Mir fällt beim Verlassen des Hauses weiter auf, dass auf einem Fensterbrett in der Küche alle Küchenkräuter aus den Töpfen abgerissen worden sind – ein Hinweis, den sogar ich zu deuten vermag, ist doch Peraine nichts anderes als einer der Aspekte Satuarias.

Bei unserer Rückkehr ins Hotel Altnorden fallen mir zwei Planwagen auf, die vorher nicht dort waren. Der Wirt spricht von fahrendem Volk und insbesondere von einem Barden, der hier abends abgestiegen ist, will jedoch nicht erzählen, ob diese Leute sich mit Sapallyo getroffen haben. Dafür bringt er mir eifrig einen Bund Kamille aus der Küche, die wir hoffentlich im Kampf gegen die Vampire werden einsetzen können.

Als wir Cordovan wecken, übersieht er großzügig, dass unsere Erkenntnisse darauf beruhen, dass wir gegen seinen ausdrücklichen Wunsch uns doch unerlaubten Zutritt zu Halmans Haus verschafft haben. Wir beschließen, den Vogt zu informieren und beide Vampire bei Tagesanbruch anzugreifen, wenn Halman zu seinem Haus zurückkehrt. Bei einem kurzen Abstecher zur Baustelle erfahren Cordovan und ich, dass die Nachtschicht beim ersten Morgengrauen endet. Indes gelingt es Wolfhart, den örtlichen Schmied zu wecken und einen Eimer mit Asche aus dessen Esse mitzubringen, von der wir hoffen, dass sie den vielleicht von Ingerimm verfluchten Halman schwächen wird.

Gemeinsam marschieren wir durch die eiskalte Nacht zum Haus des Vogtes, einem ummauerten Anwesen mit einem schweren eisernen Tor. Wir machen genug Lärm, um einen Hausdiener zu wecken, der uns erst misstrauisch beäugt, dann jedoch zögernd einlässt. Scheinbar hat auch der Vogt einen leichten Schlaf, der uns an der Tür des Haupthauses bereits erwartet. Wir folgen ihm in sein Studierzimmer, wo er uns zu unserer Überraschung seinen Gast, den Baron Mersingen-Eberstamm (der Baron von Menzheim, wie Cordovan natürlich weiß) vorstellt. Wolfhart und Cordovan bestehen darauf, dass unser Gespräch mit dem Vogt vertraulich stattfinden muss, was diesen verärgert, da er laut eigener Aussage keine Geheimnisse vor seinem Gast hat. Wir fordern ihn schließlich nachdrücklich auf, uns nach Altnorden zu begleiten, so dass er uns unter Protest folgt. Als wir vor der Tür des Hauses auf den Mann warten, klagt Wolfhart über eine Irritation und über Schmerzen, die von seinem Rubinauge ausgehen. Er berichtet später, dass sich dabei seine Wahrnehmung auf für ihn unerklärliche Weise verändert.

„Ihr leugnet die Wahrheit und deshalb werdet ihr an Eurer Feigheit zu Grunde gehen!“
- aus: Tanz der Vampire

Auf dem Weg zurück nach Altnorden berichtet Cordovan dem Vogt von unserem Verdacht, es mit Vampiren zu tun zu haben, die für das Verschwinden der Arbeiter verantwortlich sind. Wie erwartet, nimmt dieser die Geschichte zunächst skeptisch auf. Wolfhart, durch seine Erfahrung am Haus des Vogtes misstrauisch geworden, untersucht Bärwiss von Dunkelstein auf Magie und stellt fest, dass der Mann kürzlich von einem Zauber beeinflusst war, dessen Natur er jedoch nicht bestimmen kann.

An Halmans Haus angekommen, begeben wir uns geradewegs ins Schlafzimmer. Rebanja beginnt wieder zu wimmern und zu flehen, doch selbst der Vogt erkennt die spitzen Reißzähne und das unnatürliche Verhalten des Wesens. Cordovan, wie immer Mann der Tat und nicht der Worte, bewirft die Vampirin mit der mitgebrachten Kamille und spricht Peraines Segen, und als sie schreiend und verwundet zurückweicht, erlöst er sie von ihrem Hunger, indem er ihr die Kräuter ins Gesicht drückt. Langsam zerfällt der verfluchte Körper, bis nur noch Staub übrig bleibt.

Wir verpflichten den sichtlich schockierten Vogt noch einmal zu Stillschweigen, und mir scheint der Mann ist froh, das Haus verlassen zu können, um die Anwohner zu beruhigen, denen die Todesschreie der Vampirin nicht entgangen sein können. Wieder beginnt Wolfharts Auge zu jucken und zu schmerzen, und er „sieht“ magische Strukturen, doch auch dieser Moment vergeht, ohne dass er eine Erklärung finden kann.

Wir machen uns daran, den zweiten Teil unseres Planes umzusetzen und bereiten uns auf die Ankunft Halmans vor. Dazu verteile ich einen Teil der Asche vor allen Fenstern des Hauses und warte hinter einer Ecke gegenüber der Eingangstür, um nach dem Eintreten des Vampirs auch die Tür zu versiegeln, während die anderen die Bestie drinnen erwarten. Wir hoffen, dass er diese Schwelle nicht mehr überschreiten kann, wenn er tatsächlich von Ingerimm verflucht ist. Vielleicht bin ich zu unvorsichtig, vielleicht haben wir auch die Fähigkeiten des Vampirs unterschätzt, denn als er die Straße entlang auf sein Haus zugeht, bemerkt er erst die Asche des Schmiedefeuers und dann mich, und schnell wie ein Pfeil stürmt er auf mich zu und attackiert mich mit einem tödlichen Schwinger seines Hammers. Nur die beim Zurücktaumeln in die Luft geworfene Asche hindert ihn daran, mir nachzusetzen und mir den Rest zu geben, so dass Cordovan und Wolfhart rechtzeitig auf die Straße stürmen und ihn ablenken können. Der Kampf verlagert sich ins Haus, als Halman erkennt, dass wir dort auf ihn gewartet haben, wo Cordovan den tobenden Vampir schließlich heldenhaft erschlägt.

Als Cordovan zum Gebet neben dem zerfallenden Leichnam niederkniet, entdeckt er dort ein Damenhalstuch, das mit dem Wappen derer von Mersingen-Eberstamm geschmückt ist. Bei einer spätere Durchsuchung des Hauses entdecken wir den Leichnam eines der verschwundenen Arbeiter.

Hotel Altnorden, 10. Boron 1016, tagsüber

Im Hotel lasse ich meine Wunde von einem Medicus versorgen, der mir strikte Ruhe verordnet. Cordovan tauscht sich erneut mit Sapallyo aus, der ihm zu unseren Fortschritten gratuliert und mit ihm über die Bedeutung des gefundenen Tuches spekuliert. Cordovan erfährt, dass zu den neu eingetroffenen Reisenden unter anderem ein Musiker und ein Geschichtenerzähler gehören. Der Begleiter des Musikers wird jedoch seit heute Morgen vermisst. Sapallyo hat beobachtet wie er gestern zu später Stunde das Hotel mit einer jungen Frau von Stand verlassen hat. Erstaunlicherweise handelte es sich bei der Dame um die Baroness von Menzheim. Wie immer ist Sapallyo erstaunlich gut informiert und kann uns auf Nachfrage einiges über den Hintergrund der Familie Mersingen-Eberstamm berichteten. So weiß er zum Beispiel, dass Vater und Tochter Abgänger der Kriegerakademie Schwert und Schild zu Baliho sind. Er beschreibt den Baron als dekadent und stets bemüht, sich von den gradlinigen Weidener Kriegern und Edlen abzuheben. So ist er wohl weithin für seine Jagden, Turniere und Bankette bekannt.

Als wir später gemeinsam die Bedeutung dieser Hinweise besprechen, erreicht uns eine Einladung des Vogtes von Dunkelstein zum gemeinsamen Abendessen auf seinem Gut. Inzwischen sind wir durch die mögliche Verbindung zwischen Halman und der Baroness und die Informationen über den weiterhin verschwundenen Spielmann jedoch so misstrauisch, dass wir bei den Menzheimern einen weiteren Vampir vermuten. Also machen wir uns noch bei Tageslicht mit der Kaleschka auf, um den Vogt und seine Gäste zu sehen. Boril ist über die Störung nicht begeistert, aber es ist wohl höchste Zeit, dass er mal wieder etwas anderes sieht als den Boden einer Schnapstasse.

Beim Haus des Vogtes öffnet uns erneut der Hausdiener, der uns eröffnet, dass sein Herr ebenso wie die Baroness unpässlich seien, das Abendessen zu späterer Stunde jedoch trotzdem stattfinden könne. Der Mann windet sich vor Ausreden und erklärt mehrfach, sein Herr habe ihm strikt verboten jemanden vorzulassen. Obschon wir die Autorität des Herzogs beschwören, bleibt er standhaft und verweigert uns den Zutritt zum Grundstück. Missmutig schlagen wir ein neues Treffen für den morgigen Tag vor, da wir zum Abend nicht kommen wollen.

11. Boron 1016

Am Mittag des nächsten Tages findet sich nur der Vogt im Hotel Altnorden ein und entschuldigt sich für die Missverständnisse des Vortags. Er bestätigt die Geschichte seines Bediensteten und eröffnet uns, dass der Baron und seine Tochter bereits in der Nacht abgereist seien. Das bestätigt unseren Verdacht ebenso wie die Verwirrtheit des sonst so tatkräftigen Bärwiss, der sich auf Nachfrage nicht mehr erinnern kann, was er dem Baron von Menzheim über unsere Vampirjagd erzählt hat. Wolfhart vermutet erneut, dass der Vogt magisch beeinflusst wurde.

Was tun? Alle Spuren und auch der Fall des vermissten Spielmanns deuten nach Menzheim. Doch sind wir dieser neuen Herausforderung wirklich gewachsen? Ich weiß es nicht.