Ab jetzt müssen wir denken
Ab jetzt müssen wir denken
Schlafen. Das wäre doch mal schön. Mittlerweile sind wir fast 24 Stunden auf den Beinen. Gestern waren wir früh aufgestanden, jetzt ist es weit nach Mitternacht. Der 24. Rahja hat bestimmt schon vier Stunden. Elea und ich haben es jetzt wenigstens schon in den Stall geschafft. Aber die Ereignisse der letzten Stunden lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Wieso wird Traviane von Falkenstein auf Anordnung des Firunpriesters schnell verbrannt? Meine Untersuchung hat klar gezeigt, dass Traviane durch Rattenpilze vergiftet wurde. Doch Firon Grimmreich behauptet, sie sei durch Zorganpocken dahingerafft worden. Die Pilze sind doch eine wichtige Spur! Da wird es hier doch jemanden geben, der das genauer untersuchen kann! Statt dessen stehen wir dann alle kurze Zeit später um diesen Scheiterhaufen rum. Wenigstens konnte ich die Zeit nutzen, Baron Wulf von Streihlig zur Greifenklaue über die beiden Flüchtenden zu informieren. Die Köchin und ihr Sohn, die Elea nicht aufhalten konnte. Mal sehen, ob seine Häscher die beiden noch bekommen. Elea hat ja behauptet, der einen einen mitgegeben zu haben. Die kann dann ja nicht so schnell sein. Vor allem zu Fuß.
Ich muss dann doch eingeschlafen sein, denn nun werde ich von Helme geweckt. Dem Stand der Sterne nach zu urteilen können das jetzt keine zehn Minuten gewesen sein. Schnell sollen wir Helme zur Taverne folgen, in der wir gestern Vormittag sinnlos rumgesessen haben, während Elea noch sinnloser die zwei armen Söldner angemacht hat. Wie Helme berichtet, hat er einen der beiden dabei erwischt, wie er sich im Schatten durch den Burghof drückte. Dann ist der nach oben und hat sich von den Zinnen abgeseilt. Helme hat dann schnell das Seil durchtrennt. Einem Schrei nach zu urteilen hat es den Mann wohl übel erwischt. Aber an der Absturzstelle war er wohl nicht. Die hat Helme bereits angesehen. Also runter ins Dorf zur Taverne. Auf dem Zimmer der beiden, dass uns der Besitzer arg bereitwillig öffnet, sind sie nicht. Dafür aber ihre Sachen. Elea hat ihre Arme bereits bis zum Ellenbogen in einem der Rucksäcke. Dort findet sie einen zwei Jahre alten Aufruf der Gräfin Quellentanz. Es geht um einen Expeditionsaufruf in den Reichsforst. Unterschrift und Wappen sind durchlöchert. Die kann wohl jemand nicht leiden.
Wir verlassen die Taverne und Helme führt uns zur Absturzstelle. Dort finde ich die Spur des unfreiwillig Gefallenen. Der kann man leicht folgen. Ganz schön viel Blut verloren, der Mann. Und gerade gehen kann er auch nicht mehr. Nach einigen Metern kommt eine zweite Spur hinzu. Der zweite stützt den Gefallenen. Wird wohl der andere Söldner sein. Die Spuren führen Richtung Forst. Nicht tief in den Wald hinein sehen wir jemanden liegen. Ich schleiche mich an, wobei die Vorsicht unbegründet war. Der ist schon tot. Sieht so aus, als wäre er beim Absturz auf einen Ast gefallen. Der hat seine Schulter durchbohrt. Pech.
Durch etwas Glück und viel Geschick finde ich sogar die zweite Spur. Die führt weg vom Toten Richtung Dorf. Auch wenn man der Spur auf den Feldwegen nicht mehr folgen kann, ist klar, wo wir hinmüssen: zur Taverne. Der zweite Söldner ist auf dem Zimmer. Elea und ich gehen ums Haus. Der könnte ja durch das Zimmer türmen wollen. Helme geht mit einer Wache hoch. Die hatten wir letztes Mal schon in die Küche beordert, um alles zu beobachten. Helme stellt den Mann, Wachen führen ihn zur Burg.
Auf der Burg erzählt uns der Baron von Greifenklaue, dass die beiden von gestern Nacht entkommen sind. Die Suche war erfolglos. Mir scheint, auch nicht sonderlich gründlich. Aber was weiß ich schon? Offensichtlich so einiges nicht, wie die nächste Stunde zeigen wird. Wir gehen in das Verlies unterhalb vom Bergfried. Dort befragen wir den Söldner, der Will heißt. Helme macht ihm in einfachen Worten seine Situation verständlich. Die scheint er nicht zu überblicken. Dann wird der auch noch frech. Wir lassen den dann alleine. Vielleicht hilft dem mal ein wenig Schlaf. Schließlich hat er gerade seinen Begleiter verloren und sitzt jetzt in Gefangenschaft. Da ist man vielleicht ein wenig durcheinander. Jedenfalls gehen wir los, um zu Alerich zu gehen. Da wird es seltsam. Nicht bei Alerich, sondern bei uns. Elea teilt uns auf dem Weg nach draußen mit, dass sie noch einmal alleine mit Will reden will. Verstehe ich nicht. Helme hat das doch gut gemacht. Also gehen Helme und ich alleine los.
Alerich ist ein wirklich netter Mann für einen menschlichen Herrscher. Er hört uns geduldig zu und hilft uns. Wir klären ihn umfassend auf: Wie wir Traviane getroffen haben und über die Visionen, die wir vom Tod Travianes hatten. Er sagt uns, dass der Ort, von dem Traviane in der Vision sprach, wohl der Traviaschrein ist. Als wir zum Schrein gehen, begegnen wir Elea. Die hat ganz schön was aus Will herausbekommen. Bloß erzählt sie uns nur Mist darüber, wie sie das gemacht hat. Kein Wort glaube ich der. So, wie der Will drauf war, lässt der sich doch nicht mit einer Dukate bestechen! Was ein himmelschreiender Quatsch! Was hat der denn von einer Dukate, wenn er einen Mordversuch an einer Baronin gesteht? Nun zu der Geschichte: Will ist mit seinen drei Brüdern dem Aufruf gefolgt, den wir in seiner Tasche gefunden haben. Da sind dann zwei bei gestorben. Er und sein verbleibender Bruder waren unglaublich wütend auf Naheniel Quellentanz. Sie wäre schuld am Tod der Brüder, denn es wäre klar, dass im Forst der Tod wartete. Also wollten sie sie umbringen. Nun ist auch der dritte Bruder tot und Will sitzt im Gefängnis. Das war ja mal anders geplant. Hätte man sich aber auch denken können, dass das nichts wird.
Nun gehen wir aber zum Schrein. Der befindet sich im 1. Stock des Burgfrieds, zusammen mit dem Schrein einer anderen menschlichen Gottheit. Es wird sofort klar, wo wir ran müssen: an das kleine Fach unten im Schrein. Während Helme in sich geht, gehe ich auch, zu Alerich. Der lässt für mich das Zimmer von Traviane aufsperren. Da finde ich auch schnell den Schlüssel. Elea hätte bestimmt nach Gold gesucht. Menschen!
Im Schrein finden wir eine Papierrolle, 1 Lederetui und drei Bücher. Die Papierrolle ist ein Brief von Naheniel Quellentanz an Greifbert zu Falkenwind. Er ist auf Isdira, ich lese ihn vor. Im Etui findet sich eine Art Vergrößerungsglas. Nur dass das nicht vergrößert. Ich nutze es auf Vorder- und Rückseite des Papiers. Nichts. Irgendwas fehlt oder machen wir falsch. Die Bücher sind Druidentum und Hexenkult, Märchen zwischen Raller und Breite – zusammengetragen von Alfert von Deianishain und Aus den Annalen des Götteralters: Aventurische Götter- und Heldensagen vom Anbeginn der Zeit. Gut, dass wir die wohl nicht ganz lesen müssen. Da ist jeweils ein Lesezeichen drin. Ich lese auch diese Stellen vor. Nun beginnen wir, die verschiedenen Anhaltspunkte zu verknüpfen, um vielleicht einen Hinweis auf das Mordkomplott zu finden. Das wird dauern…