Von Verhandlungen, Verrat und vielen Feen

Ein kurzer Bericht über die Ereignisse des 24./25. Rahja von Helme Ehrwald

Am Nachmittag des 24.Rahja werden wir zu Naheniel Quellentanz, der Gräfin von Waldstein, vorgelassen. Sie trifft uns im Salon in Begleitung von Baronin Rahjagunde von Falkenwind, die unsere bunte Truppe abschätzig mustert. Erneut kann ich eine gewisse Aufregung nur mit Mühe unterdrücken. Navadanion wird vielleicht im Gespräch mit der elfischen Gräfin eine Hilfe sein, doch als Begleiter auf einer zwölfgöttlichen Queste ist er eine sonderbare Wahl. Bei Elea ist man nie vor einer Überraschung gefeit, denn sie sagt unverblümt, was sie denkt. Keine gute Idee, wenn man auf das Ohr der Mächtigen angewiesen ist.

Wir berichten der Gräfin von Waldstein von dem geplanten Mordansinnen durch den Gefangenen Will und seinen verstorbenen Bruder und sie bedankt sich artig für unsere Hilfe. Als wir zu unserem eigentlichen Anliegen kommen und die ganze Geschichte von der Rettung Travianes und den Plänen des Namenlosen Dieners erzählen, scheint sie zunächst skeptisch. Sie hofft noch immer, die flüchtige Köchin zu fangen, die Travianes letzter Mahlzeit die Rattenpilze beigemischt hat und erklärt uns, dass diese Pilze bei menschlichen Geweihten die Zorganpocken auslösen.

Wir präsentieren die im Travia-Schrein entdeckten Dokumente und fragen nach weiteren Informationen, die uns helfen könnten, die Hintergründe zu verstehen. Navadanion deutet an, dass das Geschlecht des Barons Allerich nach seinem Verständnis eine Verbindung zu dem Jäger in der Märchengeschichte haben könnte. Zum Glück scheint sich keine der Damen daran zu stören, dass er dazu aus diesem Hexenbuch vorliest. Die hochwohlgeborenen Damen können oder wollen uns nicht helfen, wobei Rahjagunde von Falkenwind immer wieder betont, all die Geschichten um ihre Familie seien nichts als Ammenmärchen. Sie müsse doch wohl wissen, dass bei der Geburt Allerichs keine Fee am Bett gestanden und ihren Sohn gesegnet habe. Statt dessen diskutieren beide, ob die Jagd aus Sicherheitsgründen abgesagt werden solle, wovon wir vehement abraten.

In unserer Unterkunft im Stall versucht Navadanion erneut, uns zu überzeugen, dass der Jägersmann aus der Geschichte ein Hinweis auf die von Falkenwinds sei. Er hofft, dass die Gräfin Quellentanz ihm noch unter vier Augen weitere Informationen geben kann. Er wird jedoch von der Ankunft eines Bediensteten unterbrochen, der ausrichtet, dass Allerich uns erneut zu sehen wünsche. Wir brechen unverzüglich auf.

Allerich empfängt uns zusammen mit seiner Mutter, die die Jagd am morgigen Tag gerne absagen würde. Wir sind alle überzeugt, dass die Jagd eine besondere Bedeutung hat und vielleicht auch Aufschluss über die Verbindung der Familie von Falkenwind zu den Feenwesen der Legende gibt. Schließlich überzeugen wir den Baron, die Jagd wie geplant durchzuführen und bieten ihm unsere Bewachung an. Auch die von Traviane versteckten Bücher und Dokumente händigen wir ihm aus.

Zurück in unserer Unterkunft stellen wir mit Erschrecken fest, dass jemand unsere Habe durchwühlt hat. Zum Glück fehlt nichts, doch ist dies wahrscheinlich ein Zeichen, dass unsere Tarnung aufgeflogen ist. Der Stallknecht erinnert sich an die Bediensteten der Jungfer von Erpelsberg sowie der Baronin von Rabenmund, gibt jedoch auch zu, dass jeder die Gelegenheit gehabt hätte, ungesehen im Stall umherzuschleichen.

Navadanion unterrichtet Allerich, der ebenfalls befürchtet, dass der Attentäter durch die vielen Gespräche auf uns aufmerksam geworden ist.

Kaum sind wir etwas zur Ruhe gekommen, hören wir schwere Schritte und zu unserer Überraschung besucht uns der Geweihte Firon Grimreif in unserer Unterkunft. Er erklärt, er wolle die Verwendung der Rattenpilze bei der Ermordung Travianes bestätigen und warnt uns, dass sie immer ein Hinweis auf namenloses Unheil seien. Allerich habe er auch schon davor gewarnt. Ich erzähle ihm die Geschichte des Überfalls auf Traviane und bitte ihn, uns in einem kurzen Gebet anzuleiten. Trotz seines Trostes komme ich an diesem Abend jedoch nicht so recht zur Ruhe.

Vielleicht liegt das aber auch an meinen Begleitern. Kaum sind wir wieder allein, bricht Navadanion auf, um erneut mit der Gräfin Quellentanz zu sprechen. Später berichtet er, dass er ihr die Linse gezeigt hat und sie herausgefunden habe, dass diese verzaubert sei. Elea schleicht ins Zeltlager vor der Burg, um die Verdächtigen zu beschatten, die der Stallknecht benennen konnte. Sie kommt zu später Stunde schlecht gelaunt und unverrichteter Dinge zurück.

Als der neue Tag anbricht, fühle ich mich etwas erholt von den Strapazen der letzten Tage. Die Burg ist so kurz vor Beginn der Jagd aufgeregt wie ein Bienenstock. Navadanion und Elea gehen mit den Treibern in den Wald, während ich die geliehenen Jagdkleider überwerfe und mich zu Pferd dem Baron anschließe. Besprochen ist, dass er darauf achten wird, mich nicht zu schnell abzuschütteln.

Der Ritt durch den dichten Wald ist schlimmer als befürchtet. Es dauert nur wenige Augenblicke, dann habe ich einen Großteil der Jagdgesellschaft aus den Augen verloren. Immerhin gelingt es mit für einige Zeit, in der Nähe des Barons zu bleiben, genau wie Firon Grimreif. Alles was ich tun kann, ist mich im Sattel zu halten und nicht den Anschluss zu verlieren, und als Firon plötzlich ruft er habe den Hirschen gesehen und losprescht, verliere ich auch die beiden aus den Augen. Nachdem ich in der Hoffnung, den Baron wiederzufinden, einige Zeit durch das Unterholz geirrt bin, scheint mir das Glück wieder gewogen zu sein. Gleichzeitig mit Navadanion und Elea betrete ich eine große Lichtung mitten im Wald. Wir trauen unseren Augen kaum, denn mitten darauf steht der weiße Hirsch in all seiner majestätischen Pracht und schaut uns an. Das Bild wird jedoch jäh gestört, als der vermeintliche Firungeweihte die Lichtung von der anderen Seite betritt und ohne zu zögern einen Pfeil auf den Hirschen abschiesst, den im Flug und beim Auftreffen magische Lichtblitze umkreisen. Der Schrei des verwundeten Tieres dringt bis in unsere Seele und lähmt uns für einige Sekundenbruchteile.

Als wir zu uns kommen, sehen wir den weißen Hirschen ins Unterholz fliehen. Der Verräter Firon lacht hämisch und hetzt sechs seltsam entstellte riesige Waldspinnen auf uns, bevor er sein Pferd wendet und verschwindet. Zum Glück kehren bei diesem Anblick meine in jahrelangem Training eingeübten Kampfreflexe zurück, und gemeinsam mit meinen Begleitern stelle ich mich den Monstern.

Nach kurzen heftigen Kampf liegen alle Spinnen tot am Boden, doch auch Elea ist schwer verletzt. Nachdem sie versorgt ist, kann Navadanion der Fährte des weißen Hirschen folgen, und wir bahnen uns unseren Weg durch den Wald.

Nach einiger Zeit tritt uns ein seltsames Baumwesen in den Weg und macht ein Weiterkommen unmöglich. Als ich schon kurz davor bin, erneut das Schwert zu ziehen, gelingt es Navadanion, den jungen Waldschrat zu überreden, uns zu Ulfindel, der Fee zu führen, auch wenn sein Vater ihn angewiesen hat, niemanden vorbeizulassen.

Wenig später nähern wir uns dem Geräusch von Flügelschlagen und betreten eine weitere Lichtung, die von Tausenden von Schmetterlingen bevölkert ist. Dazwischen im Gras liegt eine Frau mit goldenem Haar, die von einem Pfeil verwundet ist. Ihr Körper scheint zu flimmern und wirkt mal nebulös, dann wieder fest. Neben der Frau steht ein uralter borkiger Waldschrat, und eine seiner Hände - Äste? - liegt auf der Wunde der Frau. Während wir zusehen, reißt er die Borke seines Körpers auf und ergiesst eine harzige Flüssigkeit auf die Wunde. Navadanion wird schnell klar, dass er sich opfern wird, um die Fee zu retten. Diese schlägt einen Moment später die Augen auf und spricht uns an. Sie ist Ulfindel und hätte auf der Jagd mit Baron Allerich zusammentreffen müssen, um einen alten Pakt zu erneuern und ihn in ein Geheimnis einzuweihen.

Sie bittet uns, ihre Grotte aufzusuchen. Diese stellt einen Übergang in die Feenwelt dar und ist ihre einzige Möglichkeit, sich von der Verletzung zu erholen. Allerdings haust in der Grotte momentan eine Lamifaar, eine dunkle Fee, die es zu besiegen gilt. Dann müssen wir noch ihren Brunnen wiederherstellen. Sie gibt uns eine hölzerne Rose, die das magische Tor zur Grotte öffnen soll und ermahnt uns, die Lamifaar, ein Geschöpf des Namenlosen, nicht entkommen zu lassen. Erst danach sollen wir uns auf die Suche nach Allerich machen, damit der Pakt der Feen mit den von Falkenwinds doch noch erneuert werden und das üble Ansinnen des Namenlosen Dieners doch noch vertieft werden kann. All das im Namen Travias, und doch scheint es mir, wir haben das größte Staunen noch vor uns. Sei es drum, Helme Ehrwald wird sein Wort halten.