Über Mut und Feenmagie
Aus den Gedanken eines reisenden Söldners
Wir verlassen die Feengrotte begleitet von den guten Wünschen Ulfindels, nicht ohne noch einmal nach dem Verbleib meines Pferdes gefragt zu haben (Da! Jetzt steht es geschrieben.), und folgen dem jungen Waldschrat, der uns den Weg zum Versteck des Namenlosen Dieners führen soll. Nach einiger Zeit weist er stumm auf eine riesige, vom Blitz gespaltene Eiche, die bis in die Spitze von Spinnweben eingesponnen ist. Dies muss das Nest der Waldspinnen sein, die sich der verruchte Priester Untertan gemacht hat.
Wir umrunden den Baum und entdecken etwa ein Dutzend Kokons von mehreren Metern Durchmesser, die durch Röhren oder Tunnel aus Spinnenseide miteinander verbunden sind.
Elea klettert sogleich auf einen der umstehenden Bäume, der durch armdicke Spinnenfäden mit dem Nest verbunden ist, und entdeckt in großer Höhe den Zugang zu einem fast mannshohen Gang, der in eine der riesigen kugelförmigen Waben des Nestes führt. Wir anderen fragen uns, ob sie vielleicht zu viele giftige Pilzsporen eingeatmet hat, denn als sie feststellt, dass die Fäden nicht klebrig sind, fordert sie uns lautstark auf, ihr zu folgen. Entweder ist das wahrer Heldenmut oder der gerechte Zorn auf die namenlose Brut, denn jeder Feind im Umkreis von vielen Schritten muss dieses Geschrei gehört haben.
Als nichts passiert, erklimmen wir nach und nach die Äste des Baumes und beginnen, das Nest zu erforschen. Wir beschließen, den Eingang zu bewachen, um nicht doch hinterrücks überfallen zu werden, und teilen uns dann auf, um die Gänge zu erforschen. Es wird klar, dass alle Kokons durch große Tunnel miteinander verbunden sind, dass aber auch viele Gefahren auf uns lauern.
In einer der Waben überraschen wir zwei große Waldspinnen, die ein kleines Tier gefangen haben und völlig mit ihrer Mahlzeit beschäftigt sind. Nach kurzen Kampf haben wir sie erschlagen.
Tiefer in den Gängen des Nestes finden wir drei eingesponnene Opfer der Spinnen, die wir befreien. Eines davon ist eine junge Frau, die völlig verstört und panisch ist. Ihr Schreien lockt immer neue Spinnen an, die wir mit einiger Mühe erledigen. Ich bringe die verstörte Jägerin mit Namen Karlya zu Jasper, der immer noch den Eingang bewacht, während Elea und Navadanion die Brutkammer der Spinnen zerstören und in blinder Wut die Eier zerschlagen.
Endlich finden wir ein Zeichen von Allerich: In einer der Kammern finden wir Anzeichen, dass ein Mensch vor kurzer Zeit hier gefangen gehalten wurde, Navadanion entdeckt in einem Spinnennetz noch einen Schuh Allerichs. Also beschließen wir, alles auf eine Karte zu setzen, und auch Jasper gibt seinen Wachposten am Ausgang auf. Wir erschlagen eine weitere Spinne bevor wir in einem der Kokons eine gigantische Waldspinne entdecken. Elea ist erneut dafür, direkt zu attackieren, doch wir beschließen, erst die verbleibenden Wege zu erforschen. Als wir die Kammer an der Spitze der Baumes betreten finden wir dort Leitersprossen, die im inneren des Baumstammes nach unten führen.
Das muss es sein: Wir folgen dem Weg in die Tiefe und entdecken eine Strickleiter, die unter den Wurzeln des Baumes in eine Höhle führt. Von dort ertönt ein seltsamer Gesang. Unbemerkt nähern wir uns dem vermeintlichen Firungeweihten, der - bewacht von zwei weiteren Waldspinnen - eine scheinbar endlose Litanei singt. Vor ihm kniet Allerich, dessen sonst freundliches Gesicht von Bosheit und Tücke verzerrt ist.
Nun heißt es Handeln. Übergangslos gehen wir zum Angriff über, um den Baron von Falkenwind aus den Klauen des Namenlosen zu retten, wie wir es versprochen haben. Es entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod, in dem Allerich in seinem Wahn auf Seiten der Feinde einzugreifen versucht. Nur das Flötenspiel Navadanions auf dem magischen Instrument Ulfindels vermag ihn aufzuhalten, und die sanfte Musik scheint ihm schreckliche Qualen zuzufügen.
Die beiden Spinnen sind schnell erledigt, doch der Geweihte des Namenlosen ruft dunkle Mächte an und beschwört ein Wesen aus reinem Feuer. Ach wäre doch ein Magier da, um uns beizustehen! Nur der Geistesgegenwart Jaspers verdanken wir es, dass diese Kreatur uns nicht vernichtet, denn er schleudert ihr das Wasser aus der magischen Quelle der Feengrotte entgegen. Ein weiteres Mal schützt uns die Magie der Feen vor namenlosen Unheil, denn der Feuergeist verschwindet wie er gekommen ist.
Schließlich besiegen wir mit vereinten Kräften den Priester des Namenlosen und das Flötenspiel bringt den wahren Allerich zurück aus seiner Umnachtung.
Wir lassen das Spinnennest hinter uns und vergessen natürlich auch nicht, Karlya mitzunehmen. Der treue Schrat bringt uns zurück zur Feengrotte, wo Ulfindel Allerich freudig in Empfang nimmt und ohne viele Erklärungen mit ihm verschwindet.
Wir nutzen die Zeit um zu rasten und die Verletzungen zu versorgen. Erst nach mehreren Tagen kehrt ein deutlich gereifter und ernsthafterer Baron von Falkenwind zu uns zurück. Er selbst denkt, nur wenige Stunden fort gewesen zu sein. Feenmagie eben, aber ich will mich nicht beklagen.
Bei unserem Abschied bedankt sich Ulfindel herzlich für unsere Hilfe, warnt uns jedoch, dass die Gefahr noch nicht gebannt sei. Sie bittet uns, eine Botschaft an Naheniel Quellentanz zu überbringen, und ihr zu sagen, dass der Schatten früher erwacht sei und sie das gegebene Versprechen nun einfordern müsse. Als Teil der Botschaft sollen wir der Elfe eine Rosenknospe überbringen. Natürlich sagen wir zu und machen uns dann auf den Heimweg.
Wenn ich über die letzten Tage nachdenke, so frage ich mich oft, in was ich da hineingeraten bin und wie ich Teil einer so bunten und seltsamen Gruppe von Abenteurern werden konnte, mit denen ich nach den schlimmen Erfahrungen der letzten Wochen ursprünglich nur ein paar Meilen des Weges durch den Reichsforst teilen wollte.
Ein zwölfgöttlicher Auftrag, der mit einem Ausflug in die verzauberte Welt der Feen endet. Nur gut, dass deren Magie auf mich keine Wirkung hat. Trotzdem: Wenn wir es wirklich mit dem Namenlosen zu tun haben, dann könnte ich ruhiger schlafen, wenn ich weitere Kämpfer an meiner Seite wüsste, oder jemanden, der sich mit Magie auskennt.
Eines ist aber auch klar. Meine drei Freunde haben sich wacker geschlagen und ohne ihren Mut und ihr beherztes Handeln hätte die Geschichte nicht so ein gutes Ende gehabt. Und all die Edlen und ihre Soldaten der Baronie haben nicht geschafft, was wir gemeinsam vollbracht haben. Vielleicht kann ich daraus meine Lehren ziehen. In jedem Fall will ich weiter meinen Teil beitragen und den neuen Gefährten zur Seite stehen. Auch werde ich über manche Seltsamkeiten einfach hinwegsehen, weiß ich doch, dass alle ihren Mann (oder ihre Frau) stehen, wenn es drauf ankommt. Ich freue mich auf neue Abenteuer und habe den Glauben an mich selbst wiedergefunden.