Winde wehn

War ja ein aufregender und erfolgreicher Tag gestern. Aber jetzt nicht den Zwerg machen, sondern gleich weiter. Wir wollen uns mit Magister Magus Rhodenio Faysharan treffen. Das ist der Magier aus der Akademie der Hohen Magie zu Punin, der die Harfe analysiert. Analyse ist sein Spezialgebiet, wer, wenn nicht er, sollte das schaffen. Wir hoffen, dass wir ihn im teuren Gasthaus „Löwin und Einhorn“ treffen. Wir ziehen uns so an, wie wir glauben, wie man da hingeht. Dazu müssen wir erst einmal Klamotten kaufen. Jasper ist wegen der weiterhin hartnäckig unsere Gruppe heimsuchenden Pilzvergiftung nicht mit von der Partie.

Wir sind viel zu früh dran. Der Magister kommt erst, als wir schon gegessen haben. Er muss gut verdienen. Er hat teure Kleidung und bestellt viel Wein. Von dem trinkt er auch selbst viel. Er sitzt zusammen mit drei Leuten: einem Tulamiden, einer Tulamidin und einer Frau aus den Mittelreichen. Damit wir mit ihm ins Gespräch kommen, spendieren wir ihm eine Flasche seines Lieblingsweins. Das führt dazu, dass wir an den Tisch gebeten werden. Dort gibt es dann eine Vorstellungsrunde. Die beiden Tulamiden heißen Nassim Yanel und Rashinesa. Die Mittelreicherin heißt Adyta Minar Valdiria Merianda – oder so. Die haben alle so schnell geredet und der Faysharan die ganze Zeit mit lauter, lallender Stimme dazwischen gequatscht. Da habe ich nicht alles klar verstanden. Sind auch komplizierte Namen. Faysharan hat dann über seine tolle Arbeit berichtet. Ein Musikinstrument elfischen Ursprungs, das er analysieren will. Wir bekommen ihn an den Haken, indem wir ihm erzählen, dass wir seine Dienste brauchen. Wir hätten da auch was, was nicht einmal der große Jasper analysieren kann. Den kennt Faysharan zwar nicht, aber das tut nichts zur Sache. Er will sich mit uns morgen treffen. Wir bleiben noch ein wenig, um nicht unhöflich zu erscheinen. Dann geht’s aber zu unserem Gasthaus.

Auf dem Weg hören wir, dass in einem Hinterhof ein Überfall stattfindet. Als wir in den Hof laufen, ist ein junger, scheinbar reicher Mann bereits tot. Seine Begleitung, geknebelt und gefesselt, wird von zwei Leuten festgehalten und von einem Typ mit Augenklappe und Bastardschwert bedroht. Helme fackelt nicht lange und stürzt sich heldenhaft auf den Schurken. Durch viel Geschick gelingt es ihm, den wuchtigen Schlägen des Kämpfers zu trotzen. Den zu verletzen schafft er aber nicht. Elea und ich setzen den anderen beiden zu. Ich habe eine Magierin am Wickel, der ich einen nach dem anderen verpasse. Warum die sich aber genau dann vom Acker macht, als sie mir mit einem Fulminictus den Wams grillt, verstehe ich nicht. Sah nicht so aus, als würden wir den Kampf gewinnen. Sei’s drum, die Frau ist gerettet. Und was für eine! Bildhübsche Tänzerin namens Azila. Helme kann kaum an sich halten. Halb Kavalier, halb tropfender Schwamm trägt er sie bis zu ihrer Haustür, wobei wir auf dem Weg Meldung bei einer Stadtwache machen. Dabei gibt sie uns Auskunft über den Abend. Der tote Mann ist ein gewisser Vibora. Den hat sie nach einem Fest begleitet. Azila war dort als Tänzerin angeheuert. Das Fest wurde von der Prophetin Baraya di Tornillo in dem Palazzo der Dame ausgerichtet. Azila ist dann mit Vibora losgezogen, die scheint nicht nur Tänzerin zu sein. Dann sind sie überfallen worden. Das waren übrigens schon wieder Anhänger des Namenlosen. Der eine von denen hat wohl gesagt, sie wollten sie dem einen, der schläft, opfern. Ich habe in dem Hinterhof auch eine Basiliskenzunge mit entsprechendem Zeichen gefunden. Die ist, wie Jasper dann bei einer Analyse herausfindet, nicht magisch. Wir geben sie auch im Praios-Tempel ab. Dort erfahren wir, dass Reochaid zu einem Inquisitionsturm in der Nähe von Punin gebracht wurde.

Die Nacht ist erstaunlich erholsamen. Einige meiner schlimmen Wunden sind seltsamerweise geheilt. (Ich habe beim Erwachen das Gefühl, das habe mit der Reckin zu tun, mit der ich jetzt schon lange unterwegs bin. Aber das kann ja nicht sein. Daher danke ich ihr auch nicht, als ich erwache.) Gestärkt machen wir uns also mittags auf zur Akademie. Dort werden wir zum Zimmer von Faysharan geführt. Wir haben entschieden, ihm richtig etwas anzubieten, damit wir ins Gespräch kommen. Also zeigen wir ihm den Stein und erzählen auch recht viel über ihn. Insbesondere von den Träumen, die uns so besorgten, dass sie uns dazu brachten, doch jemandem von unserem Stein zu erzählen. Das hätte Jasper wahrscheinlich in dem Umfang nicht gefallen. Er ist aber immer noch krank, daher haben wir es ohne ihn entschieden. Es muss aber auch vorangehen.

Faysharan verschwindet in einem Nebenzimmer, um Werkzeuge zu holen, die er für eine erste Analyse braucht. Durch die offene Tür können wir die ca. einen Meter hohe Harfe erblicken. Sie ist schwarz. Als er wiederkommt, spricht Faysharan einen Oculus auf den Stein. Er begleitet sein Studium mit Worten wie „interessant“ und „perfekt“. Auf Nachfrage sagt er, der Stein habe eine reine magische Aura, etwas, das es eigentlich nicht gibt. Er würde den Stein gerne nach seinem anderen Objekt analysieren. Dafür mache er uns einen Sonderpreis von 12 Dukaten am Tag. Sonderpreis! Das können wir erst einmal nicht bezahlen.

Wir erzählen noch mehr, um ihm etwas über die Harfe zu entlocken. Wir sagen geben unsere Auftraggeberin preis und berichten auch von der Feenmagie in der Höhle. Das stärkt sein Interesse an dem Stein noch mehr und bringt ihn dazu, auch etwas zu erzählen. Er meint die Harfe sei wohl wie der Stein elfischen Ursprungs und habe vielleicht etwas mit Simyala zu tun. Dann erzählt er uns etwas über die Saiten der Harfe, von denen man die Saiten neun bis zwölf auf keinen Fall anschlagen sollte. Die Harfe scheint eine Wind- oder Wetterharfe zu sein, den sie ruft Wind und Stürme hervor.

Im einzelnen sind dies:

Nach den Ausführungen habe ich Sorgen, für wen Faysharan die Harfe analysiert. Wenn die in die falschen Hände gerät! Aber das kümmert ihn nicht. Er sei nur Analytiker der Magie. Diese Ansicht ist in meinen Augen hochgefährlich. Wir müssen dringend verhindern, dass die vielen Diener des Namenlosen, die anscheinend Punin bevölkern, sie in ihren Besitz bekommen.